Die magischen Welten des Daniel Schmid

Hécate

CH/FR 1982, 105 Min., DCP, F/D/d, ab 16 Jahren
Regie: Daniel Schmid
Darst.: Lauren Hutton, Bernard Giraudeau, Jean Bouise, Jean-Pierre Kalfon, Gérard Desarthe, Juliette Brac, Patrick Thursfield, Suzanne Thau, Irene Staub, Mustapha Tsouli u.a.

Bern, 1942. Bei einem Diner in der Botschaft begegnet der französische Diplomat Julien Rochelle überraschend seiner ehemaligen Geliebten Clothilde de Watteville. Sie reden kaum miteinander, denn «Worte kommen meist zu früh … oder zu spät». Nachdem sie gegangen ist, versinkt Julien in Erinnerungen. Betörend-exotische Bilder tauchen auf, und er sieht sich in die 1930er-Jahre zurückversetzt, als er als junger Diplomat im marokkanischen Niemandsland seinen ersten Posten antrat. In diesem internationalen Umfeld aus Gestrandeten eines sich im Verfall befindenden Kolonialismus lernt er eines Abends bei einem Empfang die geheimnisvolle Clothilde kennen, die in ihm eine ungekannte Leidenschaft entfacht. Aus der feurigen Liaison wird bald Besessenheit, denn Clothilde ist von einer gefährlichen Schönheit, eine moderne Verkörperung von Hekate, der Göttin der Unterwelt, von der eine segensreiche und zugleich zerstörerische Macht ausgeht. Und so verliert sich Julien mehr und mehr in seiner obsessiven Liebe, beherrscht von Eifersucht, die ihn schliesslich an die Grenzen des Wahns treibt. In seinem eindrücklichen Drama, dessen Geschichte in einer einzigen Rückblende erzählt wird, inszeniert Daniel Schmid die Schauspielerin Lauren Hutton als eine irritierend erotische, von Ängsten heimgesuchte Frau, die, je mehr sie sich Julien hingibt, sich ihm umso mehr zu entziehen scheint. Martin Schlappner schreibt in der NZZ: «Der Film entzieht sich gleichsam dem optischen Zugriff, seine Bilder sind vor dem Zuschauer auf Distanz gehalten. Das entspricht ganz dem Stil dieses begabten Regisseurs: Form ist in seinen Filmen nie Herstellung von Wirklichkeit; Kino kann Wirklichkeit nie wiedergeben; es gibt von der Wirklichkeit immer nur den Schein wieder, aber dieser Schein, durch die Hand des Künstlers geordnet zu einer Einheit, kann Wahrheit enthalten, Wahrheit aufdecken. (…) Vor ‹Hécate› also bleibt man sich stets bewusst, dass es eine Welt der Kunst ist, die vor uns im Laufe des Films entsteht, eine von unserer Realität abgehobene, künstliche Welt. (…) Der Film, gerade in seiner kühlen Distanziertheit vom Stofflichen, ist das Perfekteste, was Daniel Schmid bisher vorgestellt hat.»

 

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