Premierenfilm

Gagarine

Ivry-sur-Seine ist eine Gemeinde in den Banlieues von Paris und Teil der «Métropole du Grand Paris». Seit Jahrzehnten eine Hochburg der Kommunistischen Partei Frankreichs, wurde hier 1961 eine Sozialsiedlung mit riesigen Wohnblöcken aus rotem Backstein errichtet und «Cité Gagarine» getauft. 1963 beehrte der Namensgeber, der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin (1934–1968), die Siedlung gar mit einem Besuch. Die dokumentarische Sequenz dieser historischen Visite und die Euphorie der damaligen Bewohnerinnen und Bewohner über den Besuch des ersten Menschen im Weltall sind in der Eröffnungsszene des Films zu sehen. Erzählt wird das Drama aus der Sicht des afrikanischstämmigen Jugendlichen Youri, der ohne seine Eltern in dieser von Verfall geprägten Siedlung lebt. Youri ist anders als die meisten seiner Altersgenossen: Er träumt davon, Astronaut zu werden, fertigt Skizzen und Sternkarten an und forscht und baut an einem eigenen Raumschiff. Seine Obsession für den Weltraum inszenieren Fanny Liatard und Jérémy Trouilh farbenprächtig, opulent und mit einer gehörigen Dosis magischen Realismus. Geschickt und visuell überzeugend schaffen sie so einen Kontrast zur tristen Realität in der Cité, die demnächst abgerissen werden soll und aus der Youris Nachbarn nach und nach ausziehen. Über den Film, der kurz vor dem Abbruch der «Cité Gagarine» im August 2019 gedreht wurde, schreibt Cath Clarke in The Guardian: «Wir sind es gewohnt, die Härte der Situation in den Pariser Banlieues mit einer Art flammender Wahrheit gefilmt zu sehen. Denken wir nur an ‹La Haine› oder kürzlich an Ladj Lys ‹Les Misérables› – wütende Filme über einen Dampfkessel, der wegen Armut, Polizeirassismus und staatlicher Vernachlässigung kurz vor der Explosion steht. Fanny Liatard und Jérémy Trouilh bringen nun mit ihrem faszinierenden Debüt etwas ganz anderes in die Vororte. (…) Mit dem Mini-Raumschiff des Protagonisten Youri erhält das Geschichtenerzählen hier in einigen Momenten eine Leichtigkeit, die der Schwerkraft trotzt und dem Film ein Gefühl des Staunens von ‹Close Encounters of the Third Kind› verleiht.»

 

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