Premierenfilm

Miraggio

CH 2020, 86 Min., DCP, O/d, ab 12 Jahren
Regie: Nina Stefanka
Mitw.: Issa Dembele, Bubu Traore, Drissa Kamagoule, Sekou Coulibaly, Yassine Bah Daouda, Alassane Maiga u.a.

Issa, Bubu, Drissa, Sekou, Yassine und Alassane sind sechs westafrikanische Migranten, die nach jahrelanger Flucht in Italien gestrandet sind. Wie Zehntausende andere fristen sie ein prekäres Dasein in steter Ungewissheit zwischen Rom und Kalabrien – auf der Strasse, in Zelten, Ruinen oder überfüllten Asylzentren. Über ein Jahr lang konnte die 1978 in Zürich geborene Regisseurin Nina Stefanka diese Männer mit der Kamera begleiten. Dokumentarfilme über die Lebensumstände afrikanischer Migranten in Europa gibt es viele, doch kaum einer schafft es, eine so grosse Nähe zu seinen Protagonisten aufzubauen wie «Miraggio». Dabei ist diese Nähe stets von grösstem Respekt gekennzeichnet; auch in den heikelsten Situationen wird sie nie voyeuristisch. Das gilt etwa dort, wo Nina Stefanka zwei Männer bei der Migrationsbehörde in Rom filmt und man als Zuschauerin und Zuschauer hautnah miterlebt, was für die beiden auf dem Spiel steht. Dass «Miraggio», auf Deutsch «Trugbild», so tief in Lebenswelten einzutauchen vermag, wie sie noch kaum je im Kino zu sehen waren, ist vor allem das Verdienst eines Mannes: Maouka Sékou Diabaté. Der aus der Elfenbeinküste stammende Dolmetscher lebt seit den 1980er-Jahren in Rom und arbeitet dort für die Flüchtlingshilfe. Er war es, der Nina Stefanka, die seit Langem mit ihm befreundet ist, den Zugang zum Leben dieser Menschen ermöglichte, die, medial zwar dauerpräsent, selbst kaum so ungefiltert zu Wort kommen wie hier. Ursprünglich wollte die Regisseurin Maouka Sékou Diabaté ins Zentrum stellen, da sie dank ihm ihren ersten Kinodokumentarfilm drehen konnte. Doch Ende Februar 2020, als sie gerade mit der Montage begonnen hatte, starb Maouka Sékou Diabaté ganz plötzlich als eines der ersten Corona-Opfer in Rom. Ganz bewusst hat Nina Stefanka auf Szenen mit ihm verzichtet, obwohl sie ihm den Film gewidmet hat. Denn es sollte, wie sie erklärt, kein Film über einen Verstorbenen werden, sondern einer, der – bei aller Härte – das Leben derer feiert, die gezwungen sind, im Verborgenen zu leben.

 

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