Premierenfilm

Grosse Freiheit

AT/DE 2021, 117 Min., DCP, D, ab 16 Jahren
Regie: Sebastian Meise
Darst.: Franz Rogowski, Georg Friedrich, Anton von Lucke, Thomas Prenn, Johannes Cramer, Ulrich Fassnacht, Alfred Hartung, Klaus Huhle, Andreas Patton u.a.

Heute absolut unvorstellbar, bis 1969 noch Realität: Homosexuelle Handlungen zwischen Männern wurden in der Bundesrepublik Deutschland mit mehrjährigen Gefängnisstrafen geahndet. Der berüchtigte Paragraf 175 des deutschen Strafgesetzbuches, 1872 im Deutschen Reich eingeführt, von den Nazis verschärft und später in der Bundesrepublik beibehalten, wurde erst 1994 abgeschafft. Während über hundert Jahren kriminalisierte der Paragraf schwule Männer, die im Volksmund «175er» genannt wurden. Einer von ihnen ist der lebenslustige Hans, ein junger Mann, der von den Nazis wegen seiner sexuellen Orientierung in ein KZ verschleppt, bei Kriegsende von den Amerikanern befreit und bald erneut zu einer Haftstrafe verurteilt wird. Im Gefängnis ist Viktor, wegen Mordes zu lebenslänglich verurteilt, sein Zellengenosse. Der einstige Wehrmachtssoldat, der nach seiner Rückkehr aus dem Krieg den Liebhaber seiner Frau umbrachte, begegnet dem schwulen Hans zunächst mit Abscheu und Verachtung. Doch mit der Zeit entsteht ein Vertrauensverhältnis zwischen den beiden ungleichen Männern. Dies manifestiert sich unter anderem in einem Tattoo, das Viktor Hans auf den Unterarm sticht, um seine KZ-Nummer zu überdecken. Bald verteidigt er Hans und dessen jugendliche Liebhaber handfest gegen gewalttätige Übergriffe von Wärtern und anderen Gefängnisinsassen. Der zweite Spielfilm von Sebastian Meise, der seine Karriere als Michael Hanekes Assistent begann, ist ein formal brillantes, atmosphärisch dichtes und intensives Gefängnisdrama, das sich auf drei Zeitebenen – 1945, 1957 und 1968 – abspielt, zwischen denen die Erzählung hin und her springt. Dadurch entwickelt «Grosse Freiheit», beim diesjährigen Filmfestival von Cannes in der Sektion Un certain regard mit dem Jurypreis ausgezeichnet, einen unwiderstehlichen Sog. Der Film wird vom grossartigen Zusammenspiel zwischen den beiden Hauptdarstellern Franz Rogowski und Georg Friedrich getragen. Am diesjährigen Zurich Film Festival war «Grosse Freiheit» der wohl am meisten beachtete Film des Internationalen Wettbewerbs. Reto Guetg, Senior Programmer des ZFF, schreibt im Festivalkatalog: «Dieses fatalistische Liebesdrama gehört ab sofort in den Kanon der Filmgeschichte.»

 

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