Premierenfilm

La Bonne épouse

FR 2020, 110 min, DCP, F/d, ab 14 Jahren
Regie: Martin Provost
Darst.: Juliette Binoche, Yolande Moreau, Noémie Lvovsky, Edouard Baer, François Berléand, Marine Berlanger, Marie Zabukovec, Anamaria Vartolomei u.a.

In der Hauswirtschaftsschule des Hauses Van Der Beck im Elsass scheint die Welt 1967 noch in Ordnung. Seit Jahrzehnten werden hier Mädchen aus einfachen Verhältnissen mit Ernst und Hingabe darauf eingeschworen, die sieben goldenen Regeln einer perfekten Hausfrau zu verinnerlichen, von der Hausarbeit über die persönliche Hygiene bis hin zur ehelichen Pflicht. Doch die ersten Wölkchen, die den nahenden Sturm der libertären 68er-Jahre ankündigen, ziehen über dem Himmel des Internats auf. Paulette Van Der Beck, die Gattin des Schulleiters, muss damit zurechtkommen, dass die Zahl der Schülerinnen erneut zurückgegangen ist. Zudem scheinen die jungen Frauen immer aufmüpfiger und selbstbewusster zu werden. Als Schuldirektor Robert Van Der Beck unerwartet stirbt, ist dies ein schwerer Schlag. Doch viel Zeit zum Trauern bleibt Gattin Paulette, Kochlehrerin Gilberte und Ordensschwester Marie-Thérèse nicht, denn der Hausherr hinterlässt Wettschulden, die die Existenz der Schule bedrohen. Regisseur Martin Provost und seine Co-Autorin Séverine Werba erzählen diese feministische Komödie mit einer guten Portion nostalgischer Exotik und fröhlicher Exzentrik. Sie zelebrieren genüsslich, wie erschreckend antiquiert und patriarchal die sozialen und erzieherischen Ideale der 60er-Jahre aus heutiger Sicht wirken; in der betont übertrieben weihevollen Einleitung wirkt höchst amüsant, was eigentlich bestürzend sein könnte. Die Schauspielerinnen nutzen das boulevardesk angelegte Spielfeld für Charakterzeichnungen voller Leben und Farbe. Juliette Binoche erhält die Gelegenheit, ihr komödiantisches Talent zu zeigen, Yolande Moreau brilliert als grossherzige Frau mit kindlichem Gemüt, während Noémie Lvovsky als resolute Ordensschwester kaum wiederzuerkennen ist. Die französische Ciné-Serie lobt: «Ein kraftvoller und aufsässiger feministischer Film mit Dialogen, die jedes Mal ins Schwarze treffen. ‹La Bonne épouse› wird zweifellos Frauen dieser Generation ansprechen und sie an ihre eigene Emanzipation erinnern, aber auch jüngere Frauen und Männer, die die Prüfungen und Nöte der eigenen Mütter und Grossmütter besser verstehen werden.»

 

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