Premierenfilm

A Perfectly Normal Family (En helt almindelig familie)

DK 2019, 97 min, DCP, O/d-f, ab 6 Jahren
Regie: Malou Reymann
Darst.: Mikkel Boe Følsgaard, Neel Rønholt, Kaya Toft Loholt, Rigmor Ranthe, Jessica Dinnage, Hadewych Minis, Kristian Halken, Rikke Bilde, Lado Hadzic u.a.

«Kinder, wir müssen euch etwas sagen: Wir lassen uns scheiden – weil Papa eine Frau sein will.» In einer der ersten Szenen von «A Perfectly Normal Family» vernehmen die elfjährige Emma und die fünfzehnjährige Caroline beim Pizzaessen am Mittagstisch aus heiterem Himmel von ihrer Mutter Helle, was ihr geordnetes Leben aus der Bahn zu werfen droht. Die dänische Regisseurin Malou Reymann, die auch das Drehbuch schrieb, weiss aus eigener Erfahrung, dass «normal» und «Familie» sich gegenseitig ausschliessen. Elf Jahre alt war sie,

als sich ihr Vater als trans outete. Es sind die Erinnerungen an diese Zeit, die sie in ihrem beeindruckenden Spielfilmdebüt verarbeitet. Mit viel Einfühlungsvermögen, aber auch einer gehörigen Portion Ironie erzählt sie, was passiert, wenn plötzlich alles anders ist. Im Zentrum der Geschichte steht weniger Vater Thomas, der sich in Thailand operieren lässt und sich rasch zur elegant gekleideten Agnete wandelt, als vielmehr die sympathische Emma, beeindruckend verkörpert von der zwölfjährigen Kaya Toft Loholt. Das Mädchen ist gerade dabei, sich den üblichen Schwierigkeiten der Jugend zu stellen, als es plötzlich gezwungen ist, ohne jegliche Unterstützung dieses Erdbeben in seinem Leben zu verkraften. Im Gegensatz zur älteren Schwester Caroline, die der neuen Identität ihres Vaters positive Seiten abgewinnt – Schminktipps und Wissen über Nagellack sind mit fünfzehn eminent wichtig –, lehnt Emma diese zunächst radikal ab. Ganz aus ihrer Perspektive erzählt, zeigt «A Perfectly Normal Family», wie die Fähigkeit, Liebe und Geborgenheit zu schenken, nichts mit Geschlechterzuschreibungen zu tun hat, und wie dehnbar der Begriff der «Normalität» ist. Jay Weissberg schreibt in Variety: «Die Sommersonne hüllt fast jede Szene in ihr warmes Licht, unterstreicht das ‹Perfekte› in dieser ‹normalen› Familie und lässt den Bruch in Emmas wolkenlosem Leben umso erschütternder erscheinen. Sverre Sørdals diskret flexible Kameraführung sorgt dafür, dass Emma fast immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht; selbst wenn man sie nur von hinten sieht, ist man sich ihrer inneren Stürme bewusst.»

 

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Weitere Vorstellungen im Dezember.
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