Dialogues d'amour: Éric Rohmer

Ma nuit chez Maud

FR 1969, 110 min, DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Éric Rohmer
Darst.: Jean-Louis Trintignant, Françoise Fabian, Marie-Christine Barrault, Antoine Vitez, Léonide Kogan, Guy Léger, Anne Dubot u.a.

Jean-Louis, Ingenieur, Mitte dreissig, ist nach längerem Auslandsaufenthalt in seine Heimatstadt Clermont-Ferrand zurückgekehrt und hat eine Anstellung bei Michelin gefunden. Der praktizierende Katholik möchte sesshaft werden und spielt mit dem Gedanken zu heiraten. Die passende Kandidatin hat er auch schon erspäht: In der engelhaften jungen Françoise, die er in der Sonntagsmesse beobachtet, wähnt er die Frau seines Lebens. Da trifft er durch Zufall in einem Café auf einen alten Jugendfreund, den Kommunisten und Philosophieprofessor Vidal, der ihn zum Essen bei seiner Freundin Maud einlädt. Die attraktive Kinderärztin ist frisch geschieden, überaus sinnlich und charmant, ein Freigeist und Atheistin. Die drei verlieren sich in Gesprächen über die Ehe und die Religion, über Blaise Pascal und die Moral, über freien Willen und göttliche Gnade, Prinzipientreue und -verrat – und als Vidal sich zu später Stunde auf den Heimweg macht, zwingt ein Schneesturm Jean-Louis bei Maud zu übernachten. Verführung, Versuchung und Verzicht liegen in der Luft, Jean-Louis’ moralische Ansprüche kollidieren mit den Möglichkeiten der Situation. Als er am nächsten Morgen das Haus verlässt, begegnet er Françoise und wagt es endlich, sie anzusprechen … «Ma nuit chez Maud» ist nach zwei Kurzfilmen und «La Collectionneuse» der vierte Film aus dem Zyklus der «Contes moraux». Éric Rohmer inszeniert ihn als dialogisches Gesellschaftsspiel. Mit virtuoser Eloquenz lässt er in Mauds Wohnung sein vom Katholizismus geprägtes Weltbild und die Aufbruchsstimmung der 1968er-Generation aufeinanderprallen und entwickelt so ein anregendes philosophisches Kabinettstück, das wesentlich zu seinem Ruf als Meister des Konversationsfilms beigetragen hat. «Meine Figuren», sagte Rohmer, «sind Idealisten der Liebe, sie streben nach dem Absoluten.» So heiratet Jean-Louis denn auch seine Auserwählte Françoise. War es die richtige Wahl? Eine leise Ironie bricht sich in der Schlusspointe Bahn.

 

Reservieren:

Trailer