Premierenfilm

Wer sind wir?

CH 2019, 97 min, DCP, D/Dialekt, ab 12 Jahren
Regie: Edgar Hagen
Mitw.: Helena Kisling, Veronika Kisling, Axel Lankenau, Stefanie Lankenau, Jonas Lankenau, Felix Lankenau, Barbara Senckel, Ulrike Luxen, Ludo Vande Kerckhove

Die 1996 geborene Helena Kisling aus Basel leidet an einer seltenen Krankheit mit heftiger Epilepsie. Dadurch ist sie geistig stark beeinträchtigt, fällt durch Hyperaktivität und Aggressivitätsschübe auf und ist auf ständige Hilfe angewiesen. Ihre alleinerziehende Mutter Veronika suchte für ihre Tochter nach alternativen Wohn- und Betreuungsformen. Nun ist Helena in eine therapeutische Wohngruppe gezogen; bei ihrer Mutter ist sie nur noch an den Wochenenden – ein für beide offenbar idealer Zustand. Der elfjährige Jonas und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Felix aus Stuttgart leiden unter schwersten Behinderungen. Trotzdem wohnen sie bei ihren Eltern und besuchen eine reguläre Grundschule, in der ihre Mitschüler sie aktiv ins Schulleben einbeziehen. In seinem empathischen Porträt dreier junger Menschen mit einer Behinderung sowie ihrer Betreuer stellt Edgar Hagen existenzielle Fragen nach ihrer Sicht auf die Welt, nach Erwartungen, Trauer, Akzeptanz und einem erfüllten Leben trotz starker Beeinträchtigungen. Dabei beleuchtet «Wer sind wir?» auch die Sicht der Gesellschaft auf diese Menschen und ihren Platz in der Welt. Edgar Hagen ist ein Regisseur, der sich für seine Filme viel Zeit lässt. Die Sorgfalt und gedankliche Tiefe seiner früheren Werke zeichnet auch seinen neuesten Film aus. Corinne Riedener schreibt in Saiten: «Als Zuschauerin braucht man einige Zeit, um aus der Betroffenheit herauszufinden, sich nicht im Mitleid zu verlieren. Zum Glück zeigt der Film auch, wie effektiv man sich aus der totalen Überforderung herausholen kann, wenn man sich solidarisch zusammen tut und die richtigen Leute um sich hat, wie sich Zukunfts- und Glücksvorstellungen wandeln können (…) ‹Alles so nehmen, wie es ist: Das ist vielleicht unsere subversivste Kraft›, heisst es einmal im Film. Es muss darauf hinauslaufen, wenn wir als Gesellschaft allen Autonomie ermöglichen und einen Umgang finden wollen mit dem ‹Anderen›. Denn Familien wie jene von Jonas und Helena können nichts anfangen mit unserem Mitleid und Bedauern. Es braucht Verständnis, eine Zersetzung des Begriffs ‹normal› und die Übereinkunft, dass es für alle einen Rahmen gibt, sich zu entfalten, und sei er noch so klein. Das muss nicht nur in die Köpfe, sondern auch in die Gesetze. Auch wenn am Ende vor allem eines bleibt: Bewunderung.»

 

Nach der Vorstellung vom 11. Februar führt die Journalistin Corinne Riedener das Gespräch mit dem Regisseur Edgar Hagen, der Protagonistin Veronika Kisling, der Stadträtin Sonja Lüthi und Hansueli Salzmann, Geschäftsführer Procap St.Gallen-Appenzell. Anschliessend sind die Besucher zum Apéro eingeladen.

 

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