Premierenfilm

The Song of Mary Blane

CH 2019, 85 min, DCP, D
Regie: Bruno Moll

Der Solothurner Kunstmaler Frank (Franz) Buchser (1828–1890) gehörte einst zu den erfolgreichsten Künstlern der Schweiz; heute ist er weitgehend vergessen. Der gelernte Klavierbauer studiert in Paris und Rom Malerei, wo er sich als Schweizergardist die Ausbildung finanziert. Nach ersten Erfolgen als Künstler in Madrid und Scarborough (England) führt er ein unstetes und abenteuerliches Wanderleben, wobei er den Kontakt zur Schweiz stets aufrechterhält. Fasziniert von der maurischen Kultur reist er nach Marokko und besucht als türkischer Scheich verkleidet die damals den Christen bei Todesstrafe verbotene Stadt Fès. Er beteiligt sich aktiv an der Schweizer Kunstpolitik und war 1866 Mitbegründer der Gesellschaft Schweizer Maler und Bildhauer (GSMB), um die seiner Meinung nach schwierige Situation der einheimischen Künstler zu verbessern. Im selben Jahr reist er in halboffiziellem Auftrag der Schweizer Regierung in die USA, um für ein Monumentalgemälde im neuen Nationalratssaal des Bundeshauses die Helden des amerikanischen Sezessionskriegs zu porträtieren. Das Projekt scheiterte – verständlicherweise – in endlosen Diskussionen über eine angemessene Staatsikonografie für den jungen Bundesstaat Schweiz. Am Anfang seines Aufenthalts in den USA porträtiert Buchser fleissig Politiker und Generäle im Sinne seiner Auftraggeber, doch beginnt er sich immer mehr für die in die Reservate vertriebenen Indianer und die Lebensbedingungen der eben befreiten schwarzen Sklaven zu interessieren. Diese Darstellungen, zu denen auch das titelgebende Gemälde «The Song of Mary Blane» gehört, sind einzigartig in der europäischen Malerei. Der mehrfach ausgezeichnete Schweizer Regisseur Bruno Moll ist ein präziser Beobachter und hat sich bereits 2007 mit «Die Tunisreise» auf den Spuren Paul Klees und seiner Künstlerfreunde einem künstlerischen Thema gewidmet. Mit «The Song of Mary Blane» hat Bruno Moll nicht nur eine ausserordentliche Künstlerpersönlichkeit aus der Vergessenheit geholt, sondern auch ein höchst interessantes, unbekanntes Stück Schweizergeschichte. Die meisten Gemälde von Frank Buchser befinden sich heute im Kunstmuseum Solothurn, das Kunstmuseum St.Gallen hat zwei Gemälde und wenige Zeichnungen und Radierungen in der Sammlung.

 

Die Premiere am 19. September findet in Anwesenheit des Regisseurs Bruno Moll statt. Weitere Vorstellungen im Oktober.

 

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