Premierenfilm

Roads

DE/FR 2019, 99 min, DCP, O/d
Regie: Sebastian Schipper
Darst.: Fionn Whitehead, Stéphane Bak, Ben Chaplin, Moritz Bleibtreu, Marie Burchard, Paul Brannigan, Josep Maria Alejandre, Ricard Balada, Kris Hunter u.a.

Gyllen ist ein verwöhnter 18-jähriger Engländer, der mit seiner Mutter und seinem Stiefvater Urlaub in einem marokkanischen Hotelresort macht. Dort langweilt er sich so, dass er das Wohnmobil des Stiefvaters klaut und sich auf eine Reise Richtung Norden aufmacht – zu seinem leiblichen Vater nach Südfrankreich, mit dem er lange keinen Kontakt hatte. Kurz vor Tanger gerät Gyllen in eine brenzlige Situation, aus der ihn William, ein zufällig hinzugeeilter junger Migrant aus dem Kongo, befreit. Auch William will nach Norden, er ist auf der Suche nach seinem Bruder, der wahrscheinlich im «Dschungelcamp» im nordfranzösischen Calais gestrandet ist. Weil Gyllen nicht nur verwöhnt, sondern auch grossherzig ist, lässt er William einsteigen und ist auch gleich bereit, ihn über die Grenze in die spanische Enklave Ceuta und von dort auf die Fähre nach dem spanischen Festland zu schmuggeln. Das Abenteuer gelingt, und erst jetzt, nach diesen ersten Filmminuten, beginnt ein bewegendes Roadmovie über eine Freundschaft zwischen zwei jungen Männern aus kulturell und sozial total unterschiedlichen Welten. 2015 hatte Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Schipper zusammen mit seinem Co-Autor Oliver Ziegenbalg – der auch hier wieder mit von der Partie ist – mit «Victoria» verblüfft. Und war dort die in einer einzigen Einstellung gedrehte atemlose und fatal endende «klassische» Geschichte von fünf jungen Berliner Nachtschwärmern «mega unklassisch» (Sebastian Schipper) erzählt, so verhält es sich in «Roads» genau umgekehrt: Die Geschichte des in drei Ländern sämtliche Schranken und Hindernisse überwindenden Duos mag zwar märchenhaft sein, doch bestätigt sie in der selbstverständlichen Art, wie sie sich entwickelt, aufs Schönste die alte Regel: Im Kino ist nichts unmöglich oder unglaubwürdig, wenn es nur glaubwürdig genug erzählt wird. Lucy Mukerjee schrieb im Katalog des New Yorker Tribeca Festivals, wo «Roads» Ende April seine Weltpremiere erlebte: «Der Film ist ein temperamentvolles Porträt zweier Adoleszenter, die den Weg zum Erwachsensein ohne die Sicherheit familiärer oder männlicher Rollenbilder gehen. Mit viel Sensibilität zeigt ‹Roads›, getragen von der ergreifenden Präsenz eines grossartigen Protagonistenduos, was es heisst, am Rand der Gesellschaft zu leben.»

 

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