International Arab Film Festival Zurich

Bezness as Usual

NL/DE/SE/CH/TN 2016, 93 min, DCP, O/d
Regie: Alex Pitstra
Mitw.: Alex Pitstra, Mohsen Ben Hassen, Anneke Pitstra, Jasmin Ameera u.a.

Alex Pitstra hat seinen Vater 21 Jahre lang nicht mehr gesehen. Aus seiner Kindheit hatte er nur wenige Erinnerungen an den Tunesier, der sich von seiner holländischen Mutter getrennt hatte. 2005 reiste er das erste Mal nach Tunesien, um seinen Erzeuger zu treffen und besser kennenzulernen. Alex Pitstra lebt und arbeitet als Filmschaffender in Amsterdam und hat mit «Bezness as Usual» einen ebenso erhellenden wie einfühlsamen Dokumentarfilm gedreht, der die eigene Familiengeschichte aufarbeitet und ihn auch nach Lappland und Basel führt, zu seiner Halbschwester Jasmin. Ihren Vater Mohsen Ben Hassen hatte sie ebenfalls nie zu Gesicht bekommen, nachdem die Beziehung ihrer Eltern nach kurzer Zeit in die Brüche ging. Mit Geduld und Ausdauer gelingt es dem Regisseur, Jasmin mit dem Vater zusammenzubringen. Die Annäherung an Mohsen, der voller Stolz und Selbstzufriedenheit diese europäischen Kinder um seine heimatliche Grossfamilie schart, lösen in Alex und Jasmin widersprüchliche Gefühle aus. Was aber «Bezness as Usual» über die komplexen familiären Konstellationen hinaus zu einem spannenden Film macht, ist der Blick auf jene Zeit, als der Tourismus blühte und Urlaub in Tunesien vielen Europäerinnen die Gelegenheit bot, eine Weile lang mit einem charmanten Gigolo dem Alltag zu entfliehen. Mit diesen Ferienflirts eröffneten sich auch jungen Tunesiern viele Möglichkeiten. Es ist verblüffend, wie pragmatisch sich die tunesischen Familien darüber äussern, dass die Männer mit diesen Ferienliebeleien nicht nur Geld verdienten, sondern dass der fleissige Kontakt mit Europäerinnen, die man auch gerne ins eigene Haus einlud, auch eine Prestigefrage war. Mit solch ökonomischem und gesellschaftlichem Pragmatismus sehen sich Alex und Jasmin, die ihre interkulturellen Familienbande weit differenzierter betrachten, ebenfalls konfrontiert. Aus diesem Spannungsfeld zieht der Film bei aller Ernsthaftigkeit ein grosses Mass an Unterhaltungswert.

 

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