Premierenfilm

En guerre

FR 2018, 113 min, DCP, F/d
Regie: Stéphane Brizé
Darst.: Vincent Lindon, Mélanie Rover, Jacques Borderie, David Rey, Olivier Lemaire, Isabelle Rufin, Bruno Bourthol, Sébastien Vamelle, Jean-Noel Tronc u.a.

Die Arbeiter und Angestellten eines grossen Zulieferbetriebes der Autoindustrie in Südfrankreich sind empört: Hatten sie in den letzten Jahren Zugeständnisse gemacht, Lohneinbussen sowie Arbeitszeitverlängerungen hingenommen und im Gegenzug den Zusicherungen der Geschäftsleitung bezüglich Erhalts der Arbeitsplätze geglaubt, werden sie nun vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Betrieb wurde an einen deutschen Investor verkauft – und der wird das Werk wegen «fehlender Wettbewerbsfähigkeit» schliessen. Die 1100-köpfige Belegschaft, angeführt vom Gewerkschafter Laurent, tritt in den Streik, um Verhandlungen mit dem deutschen Investor zu erzwingen. Acht Spielfilme hat der 1966 geborene Stéphane Brizé bis heute realisiert, vier davon mit Vincent Lindon in der Hauptrolle. Lindons Figur des hier wie ein Löwe kämpfenden Gewerkschaftsführers gehört zu den markantesten seiner Karriere, die mittlerweile über 50 Filme umfasst. Ähnlich wie Stéphane Brizés Film «La loi du marché» (2015), in dem sich der Regisseur schon einmal der Arbeitswelt unter dem Diktat des Neoliberalismus zuwandte und Vincent Lindon für seine Rolle als drangsalierter Arbeitsloser den Darstellerpreis in Cannes holte, spielt auch «En guerre» in der Lebensrealität einfacher Leute. Brizé entwickelt aus dieser – im heutigen Kino leider viel zu selten repräsentierten – Realität ein atemlos spannendes Drama mit Thrillerqualitäten. Patrick Seyboth schrieb in epd-film: «‹En guerre› ist ein kämpferischer Film, der Partei ergreift. Brizé klagt den Wahnsinn eines Systems an, in dem die Gier der Aktionäre über jede Moral triumphiert. Auch wenn die Protestierenden hier keine gelben Westen tragen, muss man doch an diese Proteste denken. Aber die Streikenden des Films, der im Übrigen lange vor den ‹Gilets jaunes› gedreht wurde, haben ganz konkrete Ziele. (…) Sie wissen genau, wofür sie kämpfen und wogegen. So sehr der Film sich mit ihrem Kampf identifiziert, glorifiziert er ihn doch nicht. Er lässt – vor allem in den Diskussionen, die den Film in dichten Wortkaskaden vorantreiben – Raum für Ambivalenzen und Widersprüche, beleuchtet Fehler und zeigt, wie persönliche Animositäten der gemeinsamen Sache schaden. Und er lässt spüren, wie zäh so ein Arbeitskampf ist.»

 

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