Premierenfilm

Passion – Zwischen Revolte und Resignation

CH 2018, 80 min, DCP, D
Regie: Christian Labhart

«Ich schaue in die Welt und frage mich: Was ist geblieben von meiner Utopie?» Christian Labhart war 15, als er 1968 auf dem Heimweg von der Tanzstunde auf der Zürcher Bahnhofbrücke Zeuge der Auseinandersetzungen wurde, die als Globus-Krawall in die Geschichte eingingen. Der Regisseur stellt die Frage nach der Utopie zu Beginn seines neuen Dokumentarfilms und betont, wie sehr ihn der damalige Aufbruch der Jugend bis heute prägt. Labhart, der 2015 mit dem Künstlerporträt «Giovanni Segantini – Magie des Lichts» einen der erfolgreichsten Schweizer Dokumentarfilme schuf, reist für «Passion – Zwischen Revolte und Resignation» auf fünf Kontinenten durch den «kapitalistischen Dschungel» (Labhart) und sammelt Eindrücke vom Zustand der Welt. Er kontrastiert diese Bilder, die vom kürzlich verstorbenen grossen Schweizer Kameramann Pio Corradi und seinem jungen Kollegen Simon Guy Fässler geschaffen wurden, mit einer Vielzahl von Archivaufnahmen weltweiter Revolten und Aufbruchsbewegungen. Herausgekommen ist ein so subjektiver wie zorniger Essayfilm eines engagierten Cineasten, der sich und seinen Überzeugungen treu geblieben ist. Nach seiner Ablehnung durch die Solothurner Filmtage erlebte der Film anfangs April seine Weltpremiere am Festival Visions du Réel in Nyon. In seinem Wiedererwägungsgesuch an die Leitung der Solothurner Filmtage schrieb Christian Labhart: «Mein Film übt radikale Kritik am Zustand der Welt heute, spricht sich gegen kleine Reformen und für brennende Barrikaden in Hamburg und anderswo aus. (…) Er orientiert sich an den Worten von Theodor W. Adorno: Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Der für mich zentrale Satz im Film meint, dass wir uns noch so Mühe geben können, unseren Abfall zu trennen, weniger zu fliegen oder biologische Schoggi zu essen. Solange das ungerechte System des Kapitalismus, dessen Grundlage Konkurrenz und Ungleichheit ist, weiterlebt, werden alle unsere guten Vorsätze vom System transformiert, wie das Slavoj Žižek meint, im Film eine wichtige Stimme.»

 

Die Premiere am 17. April findet in Anwesenheit des Regisseurs Christian Labhart statt. Das Gespräch führt der freischaffende Journalist Andri Bösch.

 

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