Premierenfilm

Glaubenberg

CH/TR 2018, 115 min, DCP, Dialekt
Regie: Thomas Imbach
Darst.: Zsofia Körös, Francis Benjamin Meier, Milan Peschel, Bettina Stucky, Morgane Ferru, Nikola Sosic, Ilayda Akdogan, Gonca de Haas, Erol Afsin, Camille Mermet u.a.

Die 16-jährige Lena fühlt sich mehr zu ihrem Bruder Noah hingezogen, als unter Geschwistern üblich ist. Zwar sucht sie Ablenkung bei Noahs Freund Enis, doch immer mehr verliert sie sich in Tagträumen. Als sie eines Tages dem Bruder ihre Liebe gesteht, weist dieser sie erschrocken zurück – doch Lenas Obsession wird nur stärker; sie beginnt Noah zu verfolgen. «Glaubenberg» beruhe auf «wahren Figuren, inspiriert von einer Legende», steht am Anfang von Thomas Imbachs neuem Spielfilm. Die Legende ist die von Byblis und Kaunos aus den «Metamorphosen» des Ovid, in der der Autor vor 2000 Jahren eine erotische Liebe zwischen Bruder und Schwester beschrieb. Thomas Imbach erklärte im August in Locarno, wo «Glaubenberg» als einziger Schweizer Beitrag im Wettbewerb lief, dass sein Vater einst auf dem Glaubenberg (ein Pass zwischen den Kantonen Obwalden und Luzern) Militärdienst leistete und er dort als Bub Militärbiscuits geschnorrt habe. Seither sei er nie mehr auf dem Pass gewesen, bis er während der Arbeit an seinem vorherigen Film «Mary Queen of Scotts» plötzlich auf das Wort gestossen sei – eine Initialzündung für den Film. Die Szenerie um den Pass taucht gleich zu Beginn von «Glaubenberg» auf, eingehüllt in Nebelschwaden, die sie mystisch erscheinen lassen. Später sieht man die Geschwister als Kinder in dieser Berglandschaft spielen; es ist eine von zahlreichen Rückblenden in einem faszinierenden Spiel mit dem Ungewissen. Christian Jungen schreibt in der NZZ am Sonntag: «Thomas Imbach ist einer der aufregendsten Regisseure der Schweiz, immer wieder lotet er Grenzen aus. Seit dem Tod von Peter Liechti gehört er zusammen mit Jean-Luc Godard zu den letzten Avantgardisten im hiesigen Filmschaffen, und man hat als Zuschauer stets die Gewähr, dass er keinen 08/15-Film abliefert. (…) Schweizer Filme weichen Konflikten oft aus, brechen dort ab, wo es gerade spannend werden würde. Nicht so ‹Glaubenberg›: Imbach dringt in Zonen vor, wo es unangenehm wird, wo es weh tut. Einmal eskaliert ein Familien-Dinner, bei dem Lenas Freund Enis Tacheles redet. Die beklemmende Intensität gemahnt an Thomas Vinterbergs Meisterwerk ‹Festen› (1998). (…) Und letztlich wartet man als Zuschauer ständig auf etwas, das nicht eintrifft. ‹Glaubenberg› ist eine zärtliche Antiromanze mit einprägsamen Bildern, die durch das formidable Zusammenspiel mit der klug gewählten Musik noch stärker werden.»

 

Die Premiere am 24. November findet in Anwesenheit des Regisseurs Thomas Imbach und der Hauptdarstellerin Zsofia Körös statt. Das Gespräch führt der Filmjournalist Geri Krebs.

 

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