Premierenfilm

Ryūichi Sakamoto: Coda

JP/US 2017, 100 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Stephen Nomura Schible
Mitw.: Ryūichi Sakamoto, Yellow Magic Orchestra u.a.

Der am 28. März dieses Jahres verstorbene Ryūichi Sakamoto war als Komponist, Musiker, Produzent und Umweltaktivist ein äusserst vielseitiger Künstler. Er begann seine Karriere in den frühen 1970er-Jahren als Keyboarder und Elektronik-Spezialist in der Tokioter Jazzszene. Einige Jahre später war er Mitbegründer der einflussreichen Elektro-Pop-Band Yellow Magic Orchestra, einer Formation, die nicht nur in Asien stilbildend war, sondern auch international grosse Erfolge feierte. Seinen Einstand als Filmkomponist hatte Sakamoto 1983 in Nagisha Ōshimas Antikriegsdrama «Merry Christmas, Mr. Lawrence», in dem er an der Seite von David Bowie auch als Darsteller zu bewundern ist. Danach schrieb er u.a. die Musik zu Bernardo Bertoluccis Werken «The Last Emperor», «The Sheltering Sky» und «Little Buddha». Zu seinen letzten Arbeiten gehörten die Soundtracks zu Shirin Neshats «Women Without Men» und Alejandro González Iñárritus «The Revenant». Nach der Katastrophe von Fukushima wurde Sakamoto zum politischen Aktivisten und zählte zu den einflussreichsten Vertreter:innen der japanischen Anti-Atomkraft-Bewegung. In einer der ersten Szenen von «Ryūichi Sakamoto: Coda» sieht man, wie er in Fukushima ein Benefiz-Konzert gibt und dabei auf einem Klavier spielt, das die Katastrophe überstanden hat. Drei Jahre nach Fukushima wurde bei ihm Mundrachenkrebs diagnostiziert. Nun ist er mit 71 Jahren daran gestorben. Die Arbeit am 2017 veröffentlichten Album «async» bildet den roten Faden in der vielschichtigen Dokumentation des in Japan aufgewachsenen US-Amerikaners Stephen Nomura Schible, der auf faszinierende Weise Werk- und Rückschau, aber auch Momentaufnahmen eines Ausnahmekünstlers zusammenbringt. Rüdiger Suchsland schreibt im artechock filmmagazin: «Ein kluger und bewegender Film mit Szenen voller Intimität und ernsten Reflexionen über Leben, Tod und Sinn. ‹Künstler spüren Gefahren früher als andere›, sagt Sakamoto einmal im Film, ‹wie Kanarienvögel in einer Kohlemine.› ‹Ryūichi Sakamoto: Coda› ist einer der sensibelsten und unerwartetsten Künstler-Dokumentarfilme seit Langem.»

 

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