Premierenfilm

Under the Tree

IS/FR 2017, 89 min, DCP, O/d-f
Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson
Darst.: Steinþór Hróar Steinþórsson, Sigurdur Sigurjónsson, Edda Björgvinsdóttir, Lára Jóhanna Jónsdóttir, Þorsteinn Bachmann, Selma Björnsdóttir, Dóra Jóhannsdóttir u.a.

So weit, so klassisch: Ein Baum im Garten von Atlis Eltern Inga und Baldvin wird zum Ausgangspunkt einer Nachbarschaftsfehde. Als die fesche Eybjorg, die im Garten gerne Sonnenbäder nimmt, Inga und Baldvin bittet, den Baum doch ein bisschen zu stutzen, da er ihren Garten zu stark beschattet, schalten diese auf stur. Dem Baum wird kein Haar gekrümmt, kein Ästchen, kein Blättchen soll er lassen. Zu diesem Konflikt gesellt sich schon bald ein weiterer hinzu. Atli wird von seiner Frau aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, als sie ihn beim Betrachten eines Sexvideos erwischt. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als zu seinen Eltern zu ziehen. Während sich deren Nachbarschaftszwist unerbittlich wie ein antikes griechisches Drama und mit der Präzision eines Uhrwerks zuspitzt – Kameras werden installiert, Reifen aufgeschlitzt und Haustiere verschwinden –, versucht Atli verzweifelt, mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Kontakt zu treten. Doch deren Umfeld nimmt seine Bemühungen als Bedrohung wahr … Der isländische Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurðsson legt eine Mischung aus Familiendrama und Rachethriller vor, gewürzt mit jenem grimmigen schwarzen Humor, den die Nordländer so unnachahmlich beherrschen. Nachbarschaftskonflikte sind ein beliebtes Filmthema, doch «Under the Tree» gewinnt diesem Sujet durchaus neue Facetten ab. Der schnörkellos erzählte Film mit dem unschuldigen Titel dreht sich um zwei Dinge, von denen es in Island nicht allzu viel gibt und die deshalb hart umkämpft sind: grosse Bäume und wärmende Sommersonne. Die getrimmten Rasen und aufgeräumten Garagen stehen in grösstmöglichem Kontrast zu den Spannungen, die sich in Reykjavíks bürgerlich-verschlafenem Wohnquartier zwischen zwei netten Ehepaaren entladen. Die isländische Tragikomödie, bei der einem das Lachen schon bald im Hals stecken bleibt, zeigt, wie dünn der Firnis der Zivilisation ist und wie schnell absurde Beleidigungen in Gewalt umschlagen können. «Under the Tree» wurde an zahlreichen Festivals mit Preisen ausgezeichnet.

 

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