Premierenfilm

China's Van Goghs

CN/NL 2016, 83 min, DCP, O/d
Regie: Haibo Yu, Tianqi Kiki Yu
Mitw.: Xiaoyong Zhao, Yongjiu Zhou, Yue u.a.

Die Einwohnergemeinschaft Dafen in der südchinesischen Stadt Shenzhen ist Chinas grösste Werkstatt für kopierte Ölgemälde. Den Grundstein zu dieser Entwicklung setzte 1989 ein Geschäftsmann aus Hongkong, der mit 200 Arbeitern anfing; heute zählt der Ort 10’000 Einwohner – meist ehemalige Bauern –, die laut Hollywood Reporter einen jährlichen Umsatz von ca. 65 Millionen Dollar erwirtschaften. In kleinen, vor Schmutz strotzenden, aber vor Leben nur so vibrierenden Familienateliers werden Meisterwerke der Malerei kopiert und an Kaufhäuser und Souvenirläden in der ganzen Welt geliefert – ironischerweise gehört die Niederlande zu den grössten Abnehmern. Xiaoyong Zhao hat sich auf die Werke Vincent van Goghs spezialisiert, die er aber nur von Reproduktionen kennt. Über einen Auftraggeber in Amsterdam verkauft er «Sonnenblumen», «Sternennacht» oder das «Selbstbildnis mit verbundenem Ohr und Pfeife». Auch er war früher Bauer, doch seit etwa zwanzig Jahren lebt er in Dafen und hat mit seinem Familienbetrieb rund 100’000 Kopien von Werken van Goghs nachgemalt. Xiaoyong Zhao ist ein gewiefter Geschäftsmann, gleichzeitig fühlt er sich dem Künstler und Menschen van Gogh tief verbunden und hat durch die intensive Beschäftigung mit ihm auch einen künstlerischen Ehrgeiz entwickelt. Er hat van Goghs Pinselstrich genau studiert und korrigiert mit scharfem Auge die Unterlassungen seiner Angestellten. Sein Traum ist, die Gemälde van Goghs im Original zu sehen. Eines Tages reist er tatsächlich mit einem Teil seines Teams nach Amsterdam … «China’s Van Goghs» feierte seine Schweizer Premiere letztes Jahr am Festival Visions du Réel in Nyon. Das New Zealand International Film Festival meinte in seinem Katalogtext 2017: «Dieses intime und eindrucksvolle Porträt bietet viele verblüffende Informationen über den boomenden Handel mit Kopien und das chinesische Arbeitskraftwerk, das diesen antreibt, (…) und es thematisiert die widersprüchlichen Werte von Kreativität und Authentizität.»

 

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