Premierenfilm

Die Vierte Gewalt

CH 2018, 98 min, DCP, O/d-f
Regie: Dieter Fahrer
Mitw.: Gianna Blum, Patrick Feuz, Marc Lettau, Jürg Sohm, Judith Huber, Samuel Wyss, Peter Blunschi, Olaf Kunz, Rafaela Roth, Christof Moser, Constantin Seibt u.a.

Der Zeitpunkt dieses Film über das – je nach Lesart – durchgeschüttelte oder serbelnde Journalismusgewerbe könnte nicht besser sein: Während etwa der milliardenschwere Tamedia-Konzern mit der Zusammenlegung aller Redaktionen seiner Deutschschweizer Zeitungstitel zu «Kompetenzzentren» seit Anfang dieses Jahres einen eigentlichen Enthauptungsschlag gegen die Vielfalt führte, droht ein solcher bei Funk und Fernsehen am 4. März bei einer Annahme der No-Billag-Initiative. Gleichzeitig haben vor Monatsfrist die nicht mehr ganz so jungen Wilden von «Republik» mit nichts weniger als der Neuerfindung des Journalismus im Netz begonnen – wenn man ihre Beteuerungen zum Nennwert nimmt. Ob sich die Medien im Umbruch oder in einem Todeskampf befinden, eine Antwort auf diese Frage lässt dieser so kluge wie unaufgeregte Dokumentarfilm, der an den kürzlich zu Ende gegangenen Solothurner Filmtagen grosse Beachtung fand, bewusst offen. Von den Besuchen bei den etwas behäbigen Redaktoren des altehrwürdigen «Bund» («Wüsst ihr scho Gnouers?») über den Sauglattismus beim ultraschnellen «Watson» (mit seinem Bekenntnis: «Katzenbilder sind auch News») führt die Reise zur staatstragenden Institution des «Echo der Zeit» (mit seinem grenzwertigen Signet) und von dort weiter zu den vor Selbstbewusstsein strotzenden «Republik»-Gründern. Ob nun der Journalismus und die Journalisten überhaupt noch eine Zukunft oder wir bald nur noch Fake News, Meinungen und Gratis-Kurzfutter, abgelesen von einem kleinen rechteckigen Bildschirm, haben werden, dazu liefert Dieter Fahrer, der zuletzt mit seinem Gefängnisfilm «Thorberg» im Kinok vertreten war, jede Menge Denkanstösse. Über seine Beweggründe, diesen Film zu drehen, äussert sich Dieter Fahrer wie folgt: «Auf der Entdeckungsreise zu den News-Machern begleitet mich meine eigene Faszination für die Medien, denn als Filmemacher bin ja auch ich ein Medienschaffender. Ich staune über das Engagement der Journalistinnen und Journalisten, über ihre Leidenschaft für ihren Beruf – doch ich bin auch misstrauisch. Und manchmal, wenn ich mich im Informationsbasar der postmodernen Beliebigkeit zu verlieren drohe, gehe ich zu meinen Eltern ins Altersheim, nehme meinen Computer mit und zeige ihnen, was ich auf den verschiedenen Redaktionen erlebt habe. ‹Schon verrückt, was man heute alles kann›, sagt meine Mutter und legt ihre faltigen Hände in den Schoss.»

 

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