Premierenfilm

120 BPM (120 battements par minute)

FR 2017, 143 min, DCP, F/d
Regie: Robin Campillo
Darst.: Nahuel Pérez Biscayart, Arnaud Valois, Adèle Haenel, Antoine Reinartz, Ariel Borenstein, Félix Maritaud, Aloïse Sauvage, Simon Bourgade u.a.

Sie kämpfen gegen das Schweigen und die Ignoranz: «Silence = Mort» steht auf T-Shirts und Plakaten der Aktivistinnen und Aktivisten von «Act Up Paris». Tausende sterben in den frühen Neunzigerjahren an Aids, der Politik scheint das ebenso egal zu sein wie der Pharmaindustrie. «Act Up» engagiert sich für Aufklärungskampagnen und gegen Stigmatisierung. Der französische Regisseur Robin Campillo war selbst Mitglied von «Act Up», die sich noch heute für die Rechte von HIV-Infizierten einsetzen. Sein Film führt das Publikum mitten in diesen Kreis, der bei seinen Meetings hitzig und kontrovers darüber diskutiert, was die adäquaten Methoden sind, um die Öffentlichkeit, Politik und Wirtschaft aufzurütteln. Protestaktionen mit Kunstblutattacken, Demonstrationen auf den Strassen und überfallartige Aufklärungslektionen an Gymnasien gehören dazu. Ins Zentrum des Films rückt eine Handvoll von Aktivistinnen und Aktivisten, darunter Sean. Sean ist schwul und HIV-positiv und freundet sich mit Nathan an, der neu zur Gruppe gestossen ist; mit ihnen erleben wir eine Liebes- und eine Sterbegeschichte. Mit Handkamera und einem sicheren Gefühl für Rhythmus verbindet Campillo die Episoden ausführlicher Diskussionen mit ausgelassenen Party-Momenten und Alltagssituationen. Das verleiht dem Film bei aller Schwere, vor allem im zweiten Teil, Unmittelbarkeit und Leichtigkeit. Obwohl man nicht viel über die Protagonisten erfährt, ergibt sich eine Nähe zu den Charakteren. Sean antwortet einmal auf die Frage, was er beruflich mache: «Ich bin HIV-positiv. Das ist alles.» Nahuel Pérez Biscayart verkörpert den 26-jährigen Sean und seine innere Zerrissenheit zwischen Lebensmut und Lebenswut eindringlich. Der Film, schreibt Kathrin Häger im «Filmdienst», beziehe engagiert Partei und werde selbst zum Aktivisten. In Cannes wurde «120 BPM» mit dem Grossen Preis der Jury und dem Kritikerpreis ausgezeichnet. Einen Europäischen Filmpreis erhielt er im Dezember für den Besten Schnitt.

 

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