Premierenfilm

Just Like Our Parents (Como Nossos Pais)

BR 2017, 102 min, DCP, O/d-f
Regie: Laís Bodanzky
Darst.: Maria Ribeiro, Clarisse Abujamra, Antonia Baudouin, Herson Capri, Cazé, Gabrielle Lopez, Jorge Mautner, Gilda Nomacce, Annalara Prates, Felipe Rocha u.a.

Die Enddreissigerin Rosa ist verheiratet, hat zwei kleine Töchter und lebt mit ihrer Familie eine gutbürgerliche Existenz in Brasiliens Millionenmetropole São Paolo. Eigentlich ist Rosa eine anerkannte Theaterautorin, doch das Schreiben bringt wenig ein. Ihr Mann Dado, als Anthropologe und Spezialist für indigene Völker viel unterwegs, trägt finanziell nicht gross zum Familienbudget bei. Deshalb ist Rosa schon seit längerem als Werbetexterin für eine Badezimmerfirma tätig. Rosas resoluter Mutter Clarice ist der Job ihrer Tochter ein Dorn im Auge und pure Talentverschwendung; bei einem gemeinsamen Familienessen stellt sie ihr den sozial engagierten Dado als Leuchtfigur hin. Kurz darauf eröffnet sie Rosa brutal ein unerwartetes Familiengeheimnis … Auf den ersten Blick erscheint die Ausgangslage in Laís Bodanzkys viertem Spielfilm melodramatisch und in höchstem Masse tragisch. Doch die 1969 geborene brasilianische Regisseurin zeichnet alle diese Kalamitäten mit beeindruckender Natürlichkeit und ohne jegliche Dramatik, sondern mit beiläufig-sicherer Hand und erweist sich als Meisterin spritziger Dialoge und einer an französische Komödien erinnernde Leichtigkeit. Gleichzeitig schafft sie es, die Dünkel, Vorurteile und Lebenslügen einer urbanen, linksliberalen Mittelschicht mit bald ätzendem, bald liebevollem Spott zu überziehen. Darüberhinaus zeigt sie – unterstützt von einem hervorragenden Ensemble, allen voran die Hauptdarstellerin Maria Ribeiro – subtil die gesellschaftlichen Zwänge auf, denen eine Frau von heute auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben ausgesetzt ist. «Bodanzky interessiert nicht das seifige Melodram, sondern die Lebenswirklichkeit einer gut ausgebildeten, neugierigen Frau, die nicht dort angekommen ist, wo sie hinwollte. (…) Als Ehemann und Vater ist Dado eine Null – wie übrigens (fast) ausnahmslos alle Männer in diesem energischen, lebensprallen und von der Regisseurin mit geradliniger Dringlichkeit erzählten Drama einer Emanzipation. (…) Rosa jedenfalls kontert den Machismo der Männer erst konsequent, als sie – widerwillig – Parallelen zwischen ihrem Leben und dem ihrer Mutter erkennt.» Oliver Kaever, Der Spiegel

 

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