Premierenfilm

Kinder machen

CH 2017, 82 min, DCP, D/Dialekt/d
Regie: Barbara Burger

Das Wichtigste vorweg: Mit Sex hat dieser Dokumentarfilm nichts zu tun, rein gar nichts. Das Kinodebüt der Berner Regisseurin Barbara Burger ist vielmehr eine Reise durch Forschungslabors, Arztpraxen, Parlamente und Messen. Im Zentrum steht die Frage, welche Möglichkeiten die Reproduktionsmedizin heute hat und ob alles, was technisch machbar ist, auch gemacht werden soll. Dabei beginnt der Film harmlos mit einer Ärztin aus Bern, in deren Praxis Frauen Hilfe suchen, die nicht auf natürlichem Weg schwanger werden. Es sei ein Grundbedürfnis des Menschen, dass er sich fortpflanzen wolle, ist die Ärztin überzeugt und erzählt von Frauen, die bis nach Russland, Indien oder Amerika reisten, um sich ihren Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Während in der Schweiz – noch – recht enge gesetzliche Schranken bestehen bezüglich der weitgehend künstlichen Herstellung zukünftiger Menschen und der Manipulation an deren Erbgut, sieht es anderswo schon ganz anders aus. Im Verlauf von «Kinder machen» wird man mit Begriffen wie «Social Freezing», «Embryotools», «ICSI» oder «Assisted Hatching» vertraut, lernt Forscherinnen und Reproduktionsmediziner kennen, die von ihrer Tätigkeit schwärmen, als würden sie an der Olma ein neues Küchengerät anpreisen. Dabei wartet der Film vor allem bei seinen Blicken in Mikroskope und auf Monitore immer wieder mit sensationellen Bildern auf, eingefangen von der Kamera von Ulrich Grossenbacher. Der als Regisseur von Dokumentarfilmen wie «Messies, ein schönes Chaos» und «Hippie Masala» bekannte Cineast vermittelt so filmische Momente, die mehr mit Science Fiction als mit der Realität des Kinderkriegens zu tun haben scheinen. «‹Kinder machen› lässt uns in eine faszinierende Welt blicken und die Begeisterung darüber nachvollziehen, was neue Technologien ermöglichen können. Auf der anderen Seite wirft der Film, ohne zu moralisieren, elementare Fragen auf, die zu beantworten noch niemand im Stande ist: Welche Folgen hat die künstliche Befruchtung auf die Gesundheit der Kinder? Ist ein fünf Tage altes Zellgebilde schon Leben? Welche Auswirkungen hat die pränatale Diagnostik auf die Zusammensetzung unserer Gesellschaft? Auf das Verhältnis von Frauen und Männern? Auf den Umgang mit Behinderten? Werden in Zukunft alle Kinder im Labor gemacht?» Tereza Fischer, Filmbulletin

 

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