Roter Oktober: 100 Jahre Russische Revolution

Das Mädchen mit der Hutschachtel

UdSSR 1927, 93 min, DCP, stumm, russische Zwischentitel/d
Regie: Boris Barnet
Darst.: Anna Sten, Wladimir Michajlow, Wladimir Fogel, Iwan Koval-Samborskij, Serafima Birman, Pawel Pol, Jelena Miljutina, Wladimir Popow u.a.

Natascha lebt bei ihrem Grossvater auf dem Land in der Nähe von Moskau und arbeitet als Modistin. Der Bahnhofangestellte Fogelew ist unsterblich in sie verliebt und nutzt jede Gelegenheit, ihr nachzustellen. Von Zeit zu Zeit fährt sie in die Stadt und bringt ihre Kreationen in Madame Irènes Hutsalon. Dort ist sie offiziell als Zimmermieterin angemeldet, aber in Wirklichkeit beanspruchen Madame Irène und ihr arbeitsscheuer Ehemann die grosse Wohnung für sich alleine. Um dem Studenten Ilja aus seiner Wohnungsnot zu helfen, geht Natascha eine Scheinehe mit ihm ein und bringt ihn in ihrem Zimmer unter, worauf es zum Eklat kommt. Madame Irènes Gatte drängt Natascha einen scheinbar wertlosen Lotterieschein als Entschädigung auf, damit sie und Ilja aus der Wohnung verschwinden. Doch die Ereignisse nehmen einen überraschenden Lauf … Ursprünglich als Vehikel zur Bewerbung der Staatslotterie bestellt, machte der Film das Studio reich und das Naturtalent Boris Barnet als Begründer der lyrischen Komödie berühmt – doch im Westen ist er bis heute ein Geheimtipp geblieben. Barnet (1902–1965) wird Anfang der 1920er-Jahre im Boxring entdeckt und von Lew Kuleschow in seine Schauspielschule aufgenommen. 1980 wird er anlässlich einer ersten Retrospektive in London als «einer der grössten unentdeckten Regisseure aller Zeiten» gewürdigt. Anna Sten spielt die Titelrolle der attraktiven und gewitzten Natascha. Wenige Jahre später holte sie Samuel Goldwyn, von ihrer Schönheit hingerissen, nach Hollywood. Er wollte aus ihr eine neue Greta Garbo machen, was jedoch fehlschlug. «Barnets bevorzugtes, zwischen Satire und Lyrik schwebendes Idiom hat Vergleiche mit Lubitsch, Hawks und Tschechow heraufbeschworen. Dies trifft die ganz eigene, manchmal exzentrische Magie des Barnet-Werks aber nur zum Teil: Wie kein anderer umgab er sogenannte ‹Alltagsstoffe› mit emphatischem Witz, Schönheit und Charme; dazu erfand er Protagonisten, die diese Welt mit einer unerklärlichen Eleganz durchqueren – ‹so als hätte er sie von einer verzauberten Insel geholt›, wie ein russischer Kritiker schrieb. Filmmuseum Wien

 

Reservieren: