Openair in der Lokremise: Männer, die ins Auge gehen

Matrimonio all'italiana

IT/FR 1964, 102 min, I/d
Regie: Vittorio De Sica
Darst.: Marcello Mastroianni, Sophia Loren, Aldo Puglisi, Tecla Scarano, Marilù Tolo, Gianni Ridolfi, Generoso Cortini, Vito Moricone u.a.

Seit 22 Jahren ist Filumena die Geliebte von Domenico. Die ehemalige Prostituierte lernte den wohlhabenden Feinbäcker als Stammkunden während des Krieges in einem neapolitanischen Bordell kennen. Er verliebt sich in sie, schenkt ihr hübsche Kleider und eine eigene Wohnung. Heiraten kommt für den umtriebigen Lebemann aber nicht infrage, seine Ungebundenheit geht ihm über alles. Während seiner Abwesenheit kümmert sich die duldsame Filumena um seine Firma, den Haushalt und sogar um Domenicos senile Mama. Als er seine neue, junge Angestellte heiraten will, greift Filumena zu einer List … Mitte der Sechzigerjahre inszenierte Vittorio De Sica das Theaterstück «Filumena Marturano» von Eduardo De Filippo als Komödie und zugleich beissende Satire auf die traditionellen Geschlechterrollen in Italien. «Matrimonio all’italiana» war der zweite erfolgreiche gemeinsame Auftritt des italienischen Filmtraumpaares Sophia Loren und Marcello Mastroianni nach «Ieri, oggi e domani» (1963), ebenfalls unter der Regie von Vittorio De Sica. Fellini benannte sein Alter Ego in «La dolce vita» Marcello nach seinem Hauptdarsteller. «Damit verschmolz die Figur mit dem Schauspieler und prägte fortan Mastroiannis Bild als Mann. Sie brachte ihm Weltruhm und begründete seine lebenslange Zusammenarbeit und Freundschaft mit Fellini. Die Frage bleibt: Ist es nicht erstaunlich, dass ausgerechnet dieser passive, willensschwache Charakter Mastroianni den Ruf eines draufgängerischen Frauenheldes eintrug? Denn Fellinis Marcello ist ja mehr ein Verführter als ein Verführer. Unentschieden driftet der Partygänger von Frau zu Frau, ohne sich je ganz einzulassen. Bei aller Verzückung bleibt er unzugänglich, in seine melancholische Trägheit mischt sich unübersehbar Desinteresse. Der Filmhistoriker David Thomson sah es am besten: ‹In Mastroiannis Augen spiegeln sich Melancholie und postkoitale Ernüchterung›. Und trotzdem muss man sogar den Schwerenöter aus ‹La dolce vita› lieben. Denn da ist Mastroiannis Sanftmut, seine unvergleichliche, wehmütige Zärtlichkeit.» Kathrin Halter, Stadtkino Basel

 

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