Openair in der Lokremise: Männer, die ins Auge gehen

A Single Man

US 2009, 99 min, DCP, E/d
Regie: Tom Ford
Darst.: Colin Firth, Julianne Moore, Nicholas Hoult, Matthew Goode, Jon Kortajarena, Paulette Lamori, Ryan Simpkins, Ginnifer Goodwin u.a.

Mit Selbstmordabsichten geht George Falconer, Literaturprofessor an der Universität von Los Angeles, in den neuen Tag, es ist der 30. November 1962 – die Welt ist mit der Kubakrise beschäftigt. Nachdem er wieder von seinem langjährigen Lebenspartner Jim geträumt hat, der vor acht Monaten bei einem Autounfall tödlich verunglückte, hat er genug. Er trifft die nötigen Vorbereitungen; sorgsam schreibt er Abschiedsbriefe an seine Freunde, steckt Geldscheine für die Putzfrau in einen Briefumschlag und wählt den Anzug, in dem er beerdigt werden will. Er steckt die Pistole, mit der er am Ende des Tages aus dem Leben scheiden will, in seine Aktenmappe und macht sich auf den Weg ins College. Als er in der Vorlesung über Aldous Huxley spricht, verliert er für einen kurzen Moment seine britische Contenance und lässt sich zu einem leidenschaftlichen Exkurs über die Angst hinreissen – denn seine Homosexualität hat er immer geheim gehalten. Zum Abendessen geht George zu seiner besten Freundin Charley, doch findet er dort weder Trost noch Vertrautheit, denn auch Charley ist gefangen in ihrem eigenen Schmerz. «A Single Man», eine Adaption des gleichnamigen Romans von Christopher Isherwood, ist der erste Spielfilm des Modedesigners Tom Ford. Dennoch ist das stylische Ambiente nicht auf seine äussere Hülle reduziert, sondern korrespondiert mit der Befindlichkeit und dem Charakter seiner Protagonisten. Für seine Rolle als George Falconer erhielt Colin Firth 2010 eine Oscar-Nomination – 2011 bekam er ihn für «The King’s Speech». Mit der Rolle des Mr. Darcy in der legendären BBC-Serie «Pride and Prejudice» nach Jane Austen gelang ihm der Durchbruch. «Man muss sich anschauen, wie Colin Firth diesen Helden mit britischem Minimalismus spielt. Je unbewegter seine Züge, desto beredter werden seine Augen. Manchmal scheinen sie nur noch nach innen zu blicken und den Geliebten zu sehen. Wir werden Zeugen einer schauspielerischen Quadratur des Kreises: einer Anwesenheit, die eine fast physisch erfahrbare Abwesenheit verkörpert. Und so ist ‹A Single Man› bei aller Trauer eben doch auch und vor allem ein Film über die schmerzliche Schönheit der Liebe.» Anke Leweke, Die Zeit

 

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