Die magischen Welten des Daniel Schmid

Il bacio di Tosca

IT/CH 1984, 87 Min., DCP, I/d, ab 6 Jahren
Regie: Daniel Schmid
Mitw.: Sara Scuderi, Giovanni Puligheddu, Leonida Bellon, Salvatore Locapo, Giuseppe Manacchini und weitere Bewohnerinnen und Bewohner der «Casa Verdi» in Mailand

An der Piazza Buonarroti in Mailand befindet sich bis heute die von Giuseppe Verdi 1896 gegründete «Casa di Riposo per Musicisti». Das Altersheim für mittellose Sängerinnen und Musiker, die weniger Glück hatten als er selbst, bezeichnete der Komponist als sein schönstes Werk. Bis zu seinem Tod im Jahr 1901 engagierte er sich persönlich für seine Stiftung. Verdi ist auch in der dortigen Krypta begraben, zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Giuseppina Strepponi. In der «Casa Verdi» befinden sich auch Kunstgegenstände, Möbel und Gemälde aus dem Besitz des Komponisten. Anfänglich wurde das Haus aus Verdis Tantiemen finanziert, später mit Spenden. Selbst ein grosser Opernliebhaber – neben seinen Filmen inszenierte er sieben Opern für das Grand Théâtre de Genève und das Zürcher Opernhaus – erzählt Daniel Schmid in «Il bacio di Tosca» einfühlsam von Menschen, die nur für ihre Kunst und die Bühne lebten, und kommt ihnen dabei ungewöhnlich nahe. Sie erkennen den Regisseur als einen der ihren, singen für ihn mit berührend brüchiger Stimme ihre Arien und holen im Keller ihre alten Kostüme aus dem Koffer hervor. In spontanen Szenen und Auftritten der betagten Künstlerinnen und Künstler – etwa auf dem Flur, wo die einstige Primadonna Sara Scuderi, eine der grossen «Tosca»-Darstellerinnen der 1930-Jahre, mit ihrem Partner neben einer Telefonzelle die berühmte Todeskussszene aus «Tosca» aufführt – werden Glanz und Ruhm vergangener Tage heraufbeschworen. Diese kleinen Kostproben lassen die betagten Stars auf wundersame Art ihre mannigfaltigen Altersbeschwerden vergessen. «Il bacio di Tosca» ist ein ebenso virtuoser wie eindringlicher, von grosser Zärtlichkeit geprägter Film über die Realität von Erinnerungen und Träumen, der wie kein anderes Werk Schmids von der ungebrochenen Lust und Hingabe zur (Selbst-)Inszenierung lebt. «Dieser Film ist ausserordentlich unterhaltsam. Nie verwechselt er den Exhibitionismus vor der Kamera mit einer Entblössung durch die Kamera», wird Karsten Witte im Xenix-Programmheft zitiert. «Il bacio di Tosca» ist Daniel Schmids wunderbare Liebeserklärung an das Künstlerleben und an die Oper – ein Film, der tief berührt.

 

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