Pamfir

UA/FR/PL/CL/LU 2022, 100 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk
Darst.: Oleksandr Yatsentyuk, Stanislav Potyak, Solomiya Kyrylova, Olena Khokhlatkina, Myroslav Makoviychuk, Ivan Sharan, Rimma Zyubina u.a.

In einem abgeschiedenen Dorf in der Bukowina, im westukrainischen Bergland an der Grenze zu Rumänien, bereitet man sich auf Malanka vor, eine karnevaleske Feier des julianischen Neujahrs am 13. Januar. Die Bewohner:innen der Gegend verkleiden sich dabei mit Tiermasken, tragen bodenlange, aus Stroh und Garn gefertigte Gewänder und führen aus heidnischer Zeit stammende Tänze auf. Mitten in die Vorbereitungen dazu platzt der Familienvater Leonid und überrascht seinen Sohn Nazar und seine Frau Olena. Er, den im Dorf alle nur Pamfir – Stein – nennen, ist nach langer Abwesenheit aus Polen zurückgekehrt, wo er gearbeitet hat. Wie fast alle in dieser bitterarmen Randregion hält sich auch Pamfirs Bruder Victor mit dem Schmuggel von Zigaretten und Alkohol nach Rumänien über Wasser. Er überredet den älteren Bruder noch einmal zu einer Schmuggeltour durch den Wald. Pamfir möchte eigentlich nichts mehr damit zu tun haben, doch die Verhältnisse in der Gegend, die von einem Herrn Oreste beherrscht wird, der überall seine Kontakte hat, bei Staatsanwälten, Richtern, Abgeordneten, lassen ihm keine Wahl … Der erstaunliche Erstling des ukrainischen Regisseurs Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk zeigt in düsteren Bildern, die mit den märchenhaften Folkloreszenen kontrastieren, eine von bizarrer Korruption durchdrungene Gesellschaft, in der es jederzeit zu Gewaltexzessen kommen kann. Nur ein einziges Mal kommt im Film, der mit zunehmender Dauer zum Gangsterdrama wird, der Krieg zur Sprache: Ein Polizist will zwei beim Schmuggel erwischte Brüder misshandeln, als ein Vorgesetzter hinzukommt und ihm sagt: «Lass sie, sie haben schon genug Scheisse gefressen. Ihr Vater war Kriegsgefangener und die prorussischen Separatisten haben ihn getötet.» Es klingt wie ein Echo aus einer fernen Zeit und erinnert daran, dass in dem osteuropäischen Land schon lange vor Putins Überfall Krieg herrschte. Seine Weltpremiere feierte «Pamfir» 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs am Filmfestival von Cannes. Fionnuala Halligan schreibt auf Screendaily: «‹Pamfir› ist im Kern ein beängstigendes Märchen über den Wolf, der immer im Schatten lauert. Und Regisseur Dmytro Sukholytkyy-Sobchuk, von dem noch viel zu hören sein wird, zeigt uns eine archaische, ungeschminkte Ukraine.»