99 Moons

CH 2022, 113 Min., DCP, Dialekt/d, ab 16 Jahren
Regie: Jan Gassmann
Darst.: Valentina Di Pace, Dominik Fellmann, Danny Exnar, Jessica Huber, Lia J. von Blarer, Gregory Hari, Ale Lindman, Kathrin Schweizer, Katerina Stoykova u.a.

Die 29-jährige Bigna ist Geologin, ihr Spezialgebiet die Erforschung von Tsunamis. Kürzlich hat sie einen langersehnten Auftrag erhalten, der sie nach Chile führen soll, wo ihre Expertise gefragt ist. Die bewusst ungebundene Frau lebt ihre Sexualität gerne in bizarren Rollenspielen aus. Dabei achtet sie strikt darauf, stets nur ein einziges Mal mit derselben Person zu verkehren. Doch als sie den gleichaltrigen Frank, einen von Party zu Party taumelnden Hipster, kennenlernt, geraten ihre Grundsätze ins Wanken. Er verliebt sich in sie – und auch wenn sie ihn zunächst mit den Worten «Du verwechselst Sex mit Liebe» von sich fernzuhalten versucht, kann sie ihre Gefühle für ihn nicht auf Dauer unterdrücken. Es ist der Beginn einer Amour fou, die Jan Gassmann mit einem überraschend souverän agierenden und gut miteinander harmonierenden Debütant:innenpaar in sechs Kapiteln erzählt. Sowohl Valentina Di Pace als auch Dominik Fellmann stehen hier nicht nur zum ersten Mal vor der Kamera, «99 Moons» ist überhaupt ihre erste Schauspielerfahrung. Und dies in einem Film, der für sich in Anspruch nehmen darf, der bis anhin wohl mit den meisten expliziten Sexszenen aufwartende Schweizer Film zu sein. Bereits in Jan Gassmanns vorheriger Regiearbeit, dem für den europäischen Filmpreis nominierten Dokumentarfilm «Europe, She Loves» ging es um Liebe, Sex und Freiheit. Sein neuer Film, an dessen Drehbuch er zehn Jahre gearbeitet hat, feierte 2022 in Cannes seine vielbeachtete Weltpremiere und wurde in viele Länder verkauft. Christophe Kantcheff schreibt in Politis: «Jan Gassmann filmt die Leidenschaft der Liebe in Form von sanfter Wildheit. Der Film ist unglaublich schön in seiner zerbrechlichen Nacktheit und seiner Entwicklung einer feministischen Vision. (…) Die Integrität dieses makellosen Films, der von zwei grossartigen Schauspielern getragen wird, ist im Kino selten.» Und Britta Gfeller schreibt auf SRF: «Di Pace und Fellmann verkörpern überzeugend zwei Menschen, die aus unerklärlichen Gründen nicht voneinander loskommen. Der Film sprengt verstaubte Rollenbilder, gerade in der Sexualität, und hinterfragt die gängigen Beziehungsmodelle und Lebensentwürfe. ‹99 Moons› entwickelt einen regelrechten Sog und lässt einen nicht mehr los.»

 

Die Premiere am 11. Januar findet in Anwesenheit des Regisseurs Jan Gassmann statt. Das Gespräch führt der Filmjournalist Geri Krebs.