Until Tomorrow

IR/FR/QA 2022, 86 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Ali Asgari
Darst.: Sadaf Asgari, Ghazal Shojaei, Amirreza Ranjbaran, Nahal Dashti, Mohammad Heidari, Babak Karimi, Pardis Shiravani u.a.

Studentin Fereshteh lebt in Teheran, arbeitet in einer Druckerei und hat ein zwei Monate altes Baby, von dem ihre Eltern nichts wissen dürfen. Als diese kurzfristig ihren Besuch ankündigen, muss sie in aller Eile für ihre Tochter einen Platz für eine Nacht finden, um sie vor ihnen zu verstecken. Eine befreundete Anwältin willigt ein, das Kind zu sich zu nehmen, doch sie taucht nicht wie vereinbart auf. Bei ihrer Suche nach einem Ersatz wird Fereshteh von ihrer schlagfertigen Freundin Atefeh unterstützt, doch die Odyssee durch die Stadt zeigt den beiden jungen Frauen vor allem eines: wie klein ihr Spielraum ist. Der Iraner Ali Asgari gibt in seinem geradlinigen Film, der in der neorealistischen Tradition des iranischen Kinos steht und nah an seinen Figuren ist, Einblick in die iranische Gesellschaft. Er zeigt die unerträglichen Zumutungen und patriarchalen Restriktionen, die die Iraner:innen aktuell seit Wochen auf die Strassen treiben, und macht deutlich, wie dieses System der Angst dazu führt, dass mögliche Unterstützer:innen aus Sorge vor den Konsequenzen ihre Hilfe verweigern. Als Frau ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist unmöglich, allein ein Hotelzimmer zu nehmen, undenkbar. Die Figuren sehen sich einem System ständiger Überwachung und demütigender Bevormundung gegenüber und sind genötigt, bei jeder Kleinigkeit zu einer Notlüge zu greifen. Sadaf Asgari, die Nichte des Regisseurs, die bereits in «Yalda» beeindruckte, überzeugt in der Rolle der jungen Mutter auf ihrem Spiessrutenlauf durch die Stadt. Laurent Cambon schreibt auf avoir-alire.com: «Während Frauen und Männer von den Schergen des Regimes umgebracht werden, liefert Ali Asgari ein kleines Filmwunder, das von Kampfgeist und Würde geprägt ist. (…) Der Film beschreibt die Widersprüche einer Gesellschaft, die zwischen dem Gesetz und dem Freiheitsdrang ihrer Jugend zerrissen ist. Heuchelei bleibt die Haupttriebfeder gesellschaftlichen Funktionierens, indem jeder so tut, als ob er eine gewisse Moral in seinem Verhalten bewahrt, während er so gut wie möglich versucht, mit den Anforderungen seines Lebens zurechtzukommen.»