The Goddess of 1967

AU 2000, 119 Min., DCP, O/d-f, ab 14 Jahren
Regie: Clara Law
Darst.: Rose Byrne, Rikiya Kurokawa, Nicholas Hope, Elise McCredie, Tim Richards, Bree Beadman, Satya Gumbert, Tina Bursill, Masato Sakai, Dominic Condon u.a.

Die titelgebende Göttin ist ein Auto und das Objekt der Begierde vieler Designfreaks: der Citroën DS. Die Typenbezeichnung DS klingt klingt wie das französische Wort für Göttin: «déesse». Als der Hersteller Citroën dieses Modell 1955 auf den Markt brachte, attestierte ihm der Kulturtheoretiker Roland Barthes in Mythen des Alltags «alle Wesenszüge eines jener Objekte, die aus einer anderen Welt herabgestiegen sind». Dieses Zitat hat die aus Hongkong stammende Regisseurin Clara Law an den Anfang ihres Films gestellt, der grösstenteils in ihrer Wahlheimat Australien spielt. Die Geschichte beginnt in Tokio, wo Yoshiyashi, ein stilbewusster junger Yuppie im Internet nach diesem Kultauto sucht. Er findet in Australien ein besonders schönes, rosafarbenes Exemplar, Jahrgang 1967, und reist unverzüglich hin, um seinen Traumwagen zu kaufen. Doch statt des Mannes, mit dem er in Kontakt war, trifft er dessen blinde Cousine, die 17-jährige Deirdre, die mit ihm zu einer Reise quer durch den australischen Kontinent aufbricht, um den eigentlichen Besitzer des Wagens aufzusuchen. Die fünftägige Fahrt mit der «Déesse» wird zu einer Reise ins Innere der Familiengeschichte der jungen Frau und des Wagens, einer Reise in archaisch anmutende Landschaften und Gefühlswelten. In verschränkten Zeitebenen und mit Bildern von betörender Wucht erzählt Clara Law von der langsamen Annäherung zweier Aussenseiter:innen aus unterschiedlichen Kulturen, die traumatische Erlebnisse zu bewältigen versuchen. Für die Darstellung des blinden Mädchens wurde die junge Rose Byrne bei der Weltpremiere in Venedig mit der Copa Volpi für die beste Darstellerin ausgezeichnet. Gustav Federhenn schreibt in der FAZ: «Clara Law gelingt hier das Kunststück, die durchaus drastischen Erlebnisse fast beiläufig erscheinen zu lassen. Sie findet eine visuelle Entsprechung zum verbalen Erwähnen – und vermeidet so das zwingende Psychogramm. Stattdessen schafft sie Bilder tiefer Traurigkeit, die umso stärker wirken, als sie ins Künstliche überhöht sind. Mit einer Farbveränderungstechnik treibt die Regisseurin ihrer Fotografie auch den Realismus aus. Das ist nicht nur wunderschön anzusehen, sondern betont die schwebende Melancholie dieses seltsamen Kinomärchens.»