Certain Women

US 2016, 107 min, DCP, E/d, ab 12 Jahren
Regie: Kelly Reichardt
Darst.: Laura Dern, Michelle Williams, Kristen Stewart, Lily Gladstone, James Le Gros, Jared Harris, René Auberjonois, John Getz, Ashlie Atkinson, Guy Boyd u.a.

Drei Episoden um vier willensstarke Frauen, die eine leise Einsamkeit und vage Sehnsucht verbindet: Die resolute Anwältin Laura, die allein mit ihrem Hund lebt und eine Affäre mit dem verheirateten Ryan hat, kämpft mit dem täglichen Sexismus in ihrer Kanzlei. Sie wird mit einem aufdringlichen Mandanten konfrontiert, der sich von seinem ehemaligen Arbeitgeber ungerecht behandelt fühlt – und schliesslich zu drastischen Mitteln greift. Gina, eine ehrgeizige Frau und Mutter der pubertierenden Guthrie, baut mit ihrem Ehemann, eben jenem Ryan, ein Haus im Wald und fühlt sich nicht nur bei den Verhandlungen über die alten Sandsteine, die sie dem grantigen Nachbarn abkaufen wollen, alleingelassen. Die junge Pferdepflegerin Jamie schliesslich landet durch Zufall im Abendkurs der frisch promovierten Juristin Beth und entwickelt eine starke, aber einseitige Zuneigung zu der Berufsanfängerin, die mit ihrer Arbeitssituation extrem unzufrieden ist. In bestechend schönen Bildern, auf 16-mm-Material gedreht, verwebt Kelly Reichardt drei Kurzgeschichten der aus Montana stammenden Schriftstellerin Maile Meloy zu einem sensiblen Triptychon über Begehren und Enttäuschungen, über verpasste Chancen und die alltäglichen Schwierigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation – und erweist sich einmal mehr als Meisterin des Minimalismus und des tiefgründigen Erzählens. Dabei setzt sie in ihrem sechsten Langfilm auf einen prominenten Cast. Andreas Köhnemann schreibt auf kino-zeit.de: «Abermals bereitet Reichardt der Schauspielkunst eine Bühne. Laura Dern lässt den Druck erkennen, der auf ihrer Figur lastet; ihre Interaktion mit Jared Harris ist superb, da das Verhältnis zwischen der Anwältin und dem Mandanten nicht so eindeutig ist, wie man zunächst vermuten könnte. Michelle Williams demonstriert indes, wie man mit einem einzigen Gesichtsausdruck all das transportieren kann, wofür manche Ehedramen ein 90-seitiges Skript benötigen. Und Lily Gladstone sowie Kristen Stewart liefern derart unverstellte Performances, dass die nach aussen hin völlig ereignislosen Begegnungen zwischen Jamie und Beth eine einzigartige emotionale Spannung zutage fördern. Ein sehr kluger, aufrichtiger Film!»