Meek’s Cutoff

US 2010, 104 min, DCP, E/d, ab 12 Jahren
Regie: Kelly Reichardt
Darst.: Michelle Williams, Bruce Greenwood, Paul Dano, Will Patton, Zoe Kazan, Shirley Henderson, Neal Huff, Tommy Nelson, Rod Rondeaux

USA 1845, in den frühen Tagen des Oregon Trails: Drei Siedlerfamilien haben mit ihren Planwagen und einer Handvoll Vieh den grossen Treck verlassen und folgen dem zwielichtigen Trapper Stephen Meek, der behauptet, eine Abkürzung über die Hochebene der Cascade Mountains zu kennen. Doch nach einer mühevollen Flussüberquerung und Wochen der Strapazen in der felsigen Ödnis wird langsam klar, dass sie sich restlos verirrt haben. Die Wasservorräte werden knapp, Erschöpfung macht sich breit und die kleine Gruppe beginnt an der Zuverlässigkeit ihres Führers zu zweifeln. Als ein Indianer ihren Weg kreuzt, will Meek den «gefährlichen Todfeind» stante pede erschiessen. Doch die Siedler, insbesondere die junge Emily, hoffen, dass der Eingeborene die Familien vielleicht noch retten kann. Da sie seine Sprache nicht kennt, versucht Emily mit stummem Verhandlungsgeschick, ihn dazu zu bringen, ihnen den Weg zu weisen. Nach «Old Joy» und «Wendy and Lucy» nimmt sich Kelly Reichardt in ihrer dritten Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller und Drehbuchautor Jonathan Raymond der Frühgeschichte der USA an und unterzieht das genuin männliche Genre des Westerns einer weiblichen Revision. Ihr stilles Drama orientiert sich nicht an der Filmgeschichte mit ihren klassischen Helden des Wilden Westens, sondern vielmehr an der historischen Wirklichkeit mit den alltäglichen Mühen und Sorgen auf einem Siedlertreck. Dabei legt sie den Fokus auf die Erfahrungen ihrer weiblichen Hauptfiguren und vertraut einmal mehr auf die wunderbare Michelle Williams. Ursula März schreibt in Die Zeit: «Keine andere verkörpert momentan weiblichen Eigensinn so überzeugend wie Michelle Williams. Die Skepsis in ihrem Gesicht ist so stark ausgeprägt, dass sie dessen Schönheit bisweilen überwiegt. Man glaubt diesem Gesicht, dass Emily als Einzige den Überblick bewahrt und eisernen Überlebenstrotz behält, dass sie die heimliche Autorität über den Treck übernimmt. (…) In dem völlig stummen Kontakt zwischen Emily und dem Indianer aber ist Reichardts Filmphilosophie ganz bei sich. Die beiden können sich nur mit Gesten und Blicken verständigen. Und sie benötigen das emphatische Vertrauen darauf, dass diese Codes genügen, um eine ganze Geschichte zu erzählen. Eben darauf beruht Kelly Reichardts eigensinniger, wunderbarer Stil.»