Wildland (Kød & blod)

DK 2020, 89 min, DCP, O/d, ab 16 Jahren
Regie: Jeanette Nordahl
Darst.: Sandra Guldberg Kampp, Sidse Babett Knudsen, Joachim Fjelstrup, Elliot Crosset Hove, Besir Zeciri, Carla Philip Røder, Sofie Torp, Omar Shargawi u.a.

«Für manche Menschen läuft schon alles schief, bevor es überhaupt angefangen hat», kommentiert zu Beginn die Protagonistin aus dem Off. Nach dem Unfalltod ihrer alkoholkranken Mutter kommt die 17-jährige Ida auf Geheiss des Jugendamts bei ihrer Tante Bodil und deren drei Söhnen unter, die sie kaum kennt, die sie aber überaus herzlich aufnehmen. Schnell wird ihr klar, dass der seltsam liebevolle Familienclan, angeführt von einer fürsorglichen, aber strengen Matriarchin, in kriminelle Geschäfte verstrickt ist. Trotz moralischer Zweifel fügt sich Ida, fasziniert von der Anziehungskraft ihrer draufgängerischen Cousins, in die Familienstrukturen ein und begleitet sie bei ihren Machenschaften als Krediteintreiber. In der bei Bodil unwillkommenen Freundin des mittleren Sohnes David findet sie eine Vertraute. Als der Clan aber mit der Polizei in Konflikt gerät, muss Ida sich entscheiden, was ihr wichtiger ist: die Loyalität zu ihrer neuen Familie oder ihr eigenes Leben. Mit ihrem mutigen und intelligenten Debüt gelingt Jeanette Nordahl eine fesselnde Studie über Familie und Dysfunktionalität, Lust und Last der Liebe und die Vielschichtigkeit des Begehrens. In der Hauptrolle brilliert die Newcomerin Sandra Guldberg Kampp – an die junge Scarlett Johansson erinnernd – in einem untypischen Mafia-Film, der nicht zuletzt durch seine weibliche Perspektive ohne die genreüblichen Klischees auskommt. Im Zentrum stehen eher Fragen wie: Was nimmt ein Mensch alles auf sich, um irgendwo reinzupassen? Wie weit ist er bereit, dafür zu gehen? Welche Art von Liebe ist welche Art von Selbstaufgabe wert? Ida lässt sich ein – bis zum bitteren Ende. Ein eindrucksvolles Zusammenspiel von ungewöhnlicher Kameraführung, ausgezeichnetem Drehbuch und drängenden Electro-Beats machen «Kød & blod» zu einem intensiven Film, der in die Tiefe geht. Peter Bradshaw schreibt in The Guardian: «Da ist etwas sehr Aufwühlendes in Idas Leinwandpräsenz und Kampps Performance. (…) Ist das alles nur eine posttraumatische Belastungsstörung, das Stockholm-Syndrom oder ist manipulatives Verbrechen Idas persönliches Schicksal? Sie ist eindeutig einsam und unglücklich, und es gibt Dinge an Ida, von denen Bodil und die Jungs keine Ahnung haben. Aber sie ist bereit, für sie alles zu tun, wenn es hart auf hart kommt. Der Film hat das Zeug zu einem grossen Hit.»