Le jeu

FR/BE 2018, 90 min, DCP, F/d
Regie: Fred Cavayé
Darst.: Bérénice Béjo, Suzanne Clément, Stéphane De Groodt, Roschdy Zem, Vincent Elbaz, Grégory Gadebois, Doria Tillier, Fleur Fitoussi, Tassadit Mandi u.a.

Es ist eine simple Idee, doch sie trifft den Nerv der Zeit: Was passiert, wenn eine Gruppe befreundeter Erwachsener, die sich zu einem Nachtessen trifft, auf die Idee kommt, ihre Smartphones auf den Tisch zu legen? Schliesslich hat keiner etwas Schlimmes zu verbergen, oder? Darum sollen an diesem Abend alle sehen und hören, wer anruft oder eine Nachricht sendet. Was als Spass beginnt, entpuppt sich schon bald als weit entlarvendere Geste als erwartet. Der Italiener Paolo Genovese hat aus dieser brisanten Grundkonstellation ein tragikomisches Kammerspiel inszeniert: Sein Film «Perfetti sconosciuti» war 2016 in seiner Heimat ein Publikums- und Kritikererfolg. In der Folge – und das ist ziemlich einmalig in der Filmgeschichte – wurden innert kurzer Zeit in zahlreichen Ländern Remakes gedreht; es entstanden Neuverfilmungen in Mexiko, Südkorea, China, der Türkei und Ungarn. Mit «Le jeu» zeigen wir nun jene aus Frankreich unter der Regie von Fred Cavayé. Die Geschichte spielt in der Nacht, in der es eine Mondfinsternis zu bestaunen gibt. Vincent und seine Frau Marie erwarten die Ehepaare Charlotte und Marco, Léa und Thomas sowie den Single Ben zum Essen. Während die Gäste Vincents experimentelles Menü mit ein paar Scherzen kommentieren und sich beim Nachschöpfen in höflicher Zurückhaltung üben, findet Maries Idee der öffentlich zu machenden Kommunikation auf ihren privaten Telefonen mehrheitlich Zuspruch – die Skeptiker gelten als Spielverderber und werden überstimmt. Das Fazit des teilweise desaströsen Abends, der dennoch erstaunlich versöhnlich endet, wird lauten: Es gibt Geheimnisse, die besser geheim bleiben. Der Komödienspezialist Fred Cavayé und sein pfiffig miteinander agierendes Ensemble inszenieren das Kammerspiel flott und mit viel Wortwitz. Die witzige Idee mag zwar für zahlreiche weitere länderspezifische Adaptionen taugen, doch sie empfiehlt sich definitiv nicht für den eigenen Freundeskreis. Selbst dann nicht, wenn man zu glauben meint, es gäbe gewiss nicht so viel zu verbergen wie bei der Tischrunde in «Le jeu». Dort hätten wohl alle lieber nicht gewusst, was sie an diesem Abend über ihre Freunde und Partner erfahren haben.