Le vent tourne

CH/FR 2018, 88 min, DCP, F/d
Regie: Bettina Oberli
Darst: Mélanie Thierry, Pierre Deladonchamps, Nuno Lopes, Anastasia Shevtsova, Audrey Cavelius, Patrick Lapp, Juliana Samarine, Pedro Lenz, Lionel Fresard u.a.

Pauline und Alex sind engagierte junge Biobauern auf einem entlegenen Hof im Jura. Hier versuchen sie ihren Traum vom unabhängigen Leben im Einklang mit der Natur zu verwirklichen. Um nicht vom Atomstrom abhängig zu sein, lässt sich das Paar auf seinem Land ein Windrad errichten. Der Ingenieur Samuel, den sie mit dieser Arbeit betraut haben und der für einige Wochen auf dem Hof wohnt, teilt allerdings die politischen Ansichten der beiden nicht. Während ihr Engagement gegen Atomstrom so weit geht, dass sie auch noch ein Mädchen aus Tschernobyl zur Genesung als Sommergast aufnehmen, erweist sich Samuel als entwurzelter Kapitalist. Doch er ist attraktiv, was Pauline nicht entgeht. Alex dagegen ist ein verbissener Ideologe, der in seiner Verbohrtheit selbst die medizinische Versorgung seiner kranken Tiere verweigert und lieber einen Wunderheiler (Pedro Lenz als einer der beiden Schweizer Darsteller in einer wunderbaren kleinen Rolle) konsultiert. Zwölf Jahre nach ihrem Grosserfolg mit der leichtfüssigen Komödie «Die Herbstzeitlosen» kehrte Bettina Oberli im vergangenen August auf die Piazza von Locarno zurück und sorgte erneut für Begeisterung. Dies vor allem, weil sie es schaffte, in das düstere, von einem internationalen Cast getragene Aussteigerdrama durchaus ironische Töne einfliessen zu lassen. Michael Sennhauser schreibt in seinem Blog: «Dass Bettina Oberli dieses ganze Drama von hoffnungsvoll bis am Boden zerstört in sechsundachtzig Minuten packen kann, zeugt von der Evolution des Kinos. (…) ‹Le vent tourne› ist sattes, gut erzähltes Drama und steht mitten in den Nöten der aktuellen Orientierungssuche, zwischen dem Wunsch nach Autonomie und Natürlichkeit, Gemeinschaft und Zukunft in einer Welt, die immer kleiner wird und immer weniger Raum für eigene Träume lässt. Vor acht Jahren hat die Westschweizer Filmemacherin Séverine Cornamusaz mit ihrem Erstling ‹Coeur animal› verblüfft, einer Geschichte, die ähnlich angelegt war wie ‹Le vent tourne›. Bettina Oberlis Variation ist weniger roh, geschliffener, raffinierter und näher bei unserer eigenen Lebenswelt. Das ist einfaches, starkes Kino, ein Film, der sofort einfährt, der keine Interpretation braucht.»