Climax

FR/BE/US 2018, 95 min, DCP, O/d-f
Regie: Gaspar Noé
Darst.: Sofia Boutella, Romain Guillermic, Souheila Yacoub, Kiddy Smile, Claude-Emmanuelle Gajan-Maull, Giselle Palmer, Taylor Kastle, Thea Carla Schott u.a.

Am Tag vor ihrer US-Tournee probt eine Truppe französischer Tänzerinnen und Tänzer in einer entlegenen Turnhalle ihre atemberaubend virtuosen Choreografien ein letztes Mal – um die Probe bruchlos in eine wilde Techno-Party übergehen zu lassen. Man schreibt das Jahr 1996 und die ekstatischen Raves erreichen gerade ihren Höhepunkt. Doch auch wenn sich diese Party anfänglich noch zur Hauptsache darum zu drehen scheint, dass die Jungs versuchen, bei den Mädels zu landen, die Mädels bei den Jungs, einige Jungs bei anderen Jungs und einige Mädels bei anderen Mädels, so verändert sich die Stimmung bald in brachialer Art und Weise. Denn offenbar hat jemand harte Drogen in die fleissig konsumierte Sangria gemischt … Wenn Gaspar Noé einen Tanzfilm dreht, dann kann man erwarten, dass daraus mit Sicherheit weder ein «Saturday Night Fever» noch ein «Flashdance» oder «Impulso» resultiert. Vielmehr gibt der französisch-argentinische Regisseur auch hier wieder alles, um seinem Ruf als «Extremfilmer» gerecht zu werden. Was man als Zuschauer eigentlich bereits zu Filmbeginn erahnen kann, wenn man dadurch verwirrt wird, dass die Credits über die Leinwand rollen, die Haupttitel irgendwo in der Filmmitte und der Filmtitel erst zum Schluss erscheinen. Noé, der 2002 mit dem rückwärts erzählten «Irréversible» – einem der wohl explizit-brutalsten Arthouse-Filme der Kinogeschichte – schockierte und der 2009 mit dem geisterhaften Geschwisterdrama «Enter the Void» eines der kameratechnisch verblüffendsten Werke der letzten Jahrzehnte und 2015 mit «Love» einen Kunstporno der gröberen Art realisierte, geht auch in «Climax» wieder an Grenzen und darüber hinaus. Zusammen mit seinem Kameramann Benoît Débie, der auch in «Irréversible», «Enter the Void» und «Love» mit von der Partie war, und mit einem Ensemble von Ausnahmetänzerinnen und -tänzern entfesselt er einen apokalyptisch-technoiden Höllentrip, der definitiv nichts für schwache Nerven oder zarte Seelen ist. Peter Bradshaw schrieb in The Guardian: «Man darf Gaspar Noé ruhig vorwerfen, dass er hier einmal mehr seine Obsession für Tanz, Kokain und Pornografie zusammengemixt und auf die Kamera geknallt hat. Und sollte das grauenhaft klingen, dann ist es das auch – aber es ist im gleichen Moment auch auf eine geradezu dämonische Art genial und inspirierend.»