Touch Me Not

RO/DE/CZ/BG/FR 2018, 123 min, O/d-f
Regie: Adina Pintilie
Mitw.: Laura Benson, Tómas Lemarquis, Christian Bayerlein, Grit Uhlemann, Adina Pintilie, Hanna Hofmann, Seani Love, Irmena Chichikova, Rainer Steffen u.a.

Die 50-jährige Laura ist asexuell, fühlt sich unfähig zu berühren und berührt zu werden. Um diesen Zustand zu ändern und Intimität zu lernen, trifft sie sich mit einem bulgarischen Callboy, einer deutschen Transfrau und einem britischen Sextherapeuten. Ausserdem besucht sie regelmässig einen alten Mann im Spital und beobachtet bei dieser Gelegenheit eine Berührungstherapie-Gruppe. Zu dieser Gruppe gehören der haarlose Thomas und der körperlich schwer behinderte Christian. Letzterer sieht sich trotz seiner Behinderung als sexuell aktiver und attraktiver Mann und schafft es, eine intime Beziehung zur Therapeutin Grit zu beginnen. Mit einem Ensemble aus Schauspielern und realen Personen und in einem wilden Mix aus dokumentarischen Therapiesitzungen und inszenierten Szenen lässt Adina Pintilie die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden. Die in Deutschland lebende rumänische Regisseurin bringt sich dabei auch immer wieder selbst in ihren Film ein und schafft ein faszinierend hybrides Kunstwerk, das an der diesjährigen Berlinale zu Recht den Goldenen Bären erhielt. Elisabeth von Thadden schrieb in Die Zeit: «Das erste und das letzte Wort haben in diesem Film die bedürftigen Körper. Sie sind ursprünglicher als Worte. Denn der Film, der die sexuelle Bedürftigkeit als menschliche Grundtatsache und das Ringen um Sehnsucht, Freiwilligkeit, Lust und Vertrauen vor Augen führt, geht den Sagbarkeiten der #MeToo-Bewegung um Jahre voraus. (…) Die Grenzen zwischen Filmkunst, Theater und zwischenleiblicher Zuwendung verschwinden unter Adina Pintilies Regie. Diese Technik kommt auch den Betrachtenden unweigerlich nahe. Ein Laie, ein Schauspieler ist jeder. Der Ekel, die Wut, der Trost und die Fremdheit, die Pintilies Protagonisten erfahren, wollen übergreifen auf ein Publikum, das ihnen bei ihren Entdeckungen zusieht. Allein dieses Wagnis hat (…) den Goldenen Bären verdient. Doch auch die künstlerische Entschiedenheit, mit der der Film eher flächig als linear vorgeht, ist überaus eindrucksvoll: Die Sequenzen wirken räumlich nebeneinander gestellt, sie entwickeln sich kaum nacheinander. So wird ein Panorama des Menschlichen verfertigt, in dem die Unterschiede zwischen krank und gesund nicht mehr zählen, (…) nur noch Varianten des krummen Holzes darstellen, das Menschen sind.»