Playtime

FR/IT 1967, 124 Min., DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Jacques Tati
Darst.: Jacques Tati, Barbara Dennek, Billy Kearns, Yves Barsacq, André Fouché, Georges Montant, Georges Faye, Reinhard Kolldehoff, Jack Gauthier, Erika Dentzler u.a.

In einem futuristischen Paris sucht Monsieur Hulot nach Monsieur Giffard, den er aber ständig verpasst. Dafür kreuzt eine Gruppe amerikanischer Tourist:innen immer wieder seinen Weg. So wird der eher schüchterne Hulot Zeuge eines modernen und teilweise absurden Stadtalltags, wo bereits ein einfacher Spaziergang zum Abenteuer wird und überall die Tücken hochtechnisierter Objekte lauern. Die Architektur ist austauschbar, wie in der ersten Filmszene, wo erst im Lauf des Geschehens klar wird, dass wir uns weder in einem Bürogebäude noch in einem Krankenhaus, sondern in der Wartehalle des Flughafens Paris-Orly befinden. Die berühmten Pariser Sehenswürdigkeiten sind nur als Reflexionen in den Glastüren der Hochhäuser sichtbar. Höhepunkt ist die wilde Eröffnungsparty eines Nobelrestaurants, dessen Bauarbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind. Für «Playtime» liess der detailversessene Tati ausserhalb von Paris eine riesige Kulissenstadt nachbauen. Jeder Wolkenkratzer hatte bewegliche Wände, um die Aufstellung der Kameras bzw. deren Fahrten zu erleichtern. In Tativille, wie das Set bald genannt wurde, gab es alles, was zu einer richtigen Stadt gehört; der Regisseur trieb seinen Perfektionismus sogar so weit, dass er die Gebäude auf Schienen stellen liess, um sie je nach Bedarf hin- und herzuschieben. Um das Ganze adäquat einzufangen, wurde der Film im ultrabreiten 70-mm-Format gedreht, das auch mehrere Tonspuren zulässt. Mit «Playtime» hat Tati Filmgeschichte geschrieben, doch die aufwendige Produktion wurde für ihn finanziell und gesundheitlich zum Fiasko. Christoph Huber schreibt für das Österreichische Filmmuseum: «Tati spielt als Monsieur Hulot nur eine Nebenrolle unter vielen. Wirkliche Hauptdarsteller sind die visuellen und tönenden Zeichen der Stadt, anhand derer sich die Menschen orientieren, oft mit absurdem Resultat. ‹Playtime› ist wie ein Musikstück konstruiert, eine phänomenologische und perfektionistische Symphonie der Grossstadt, die freilich deren Dissonanzen nicht verschweigt.»

 

Am 21. Februar führt der Filmwissenschaftler Johannes Binotto in den Film ein. In Zusammenarbeit mit dem Architektur Forum Ostschweiz.