Landrián
Regie: Ernesto Daranas
Der Maler und Dokumentarfilmer Nicolás Guillén Landrián schuf zwischen 1963 und 1972 als erster afrokubanischer Filmemacher an Kubas nationalem Filminstitut ICAIC eine Reihe von Kurzdokumentarfilmen über das Alltagsleben der Menschen und reiste dafür auch in entlegene ländliche Regionen auf der sozialistischen Karibikinsel. Die Filme verblüffen auch heute noch sowohl durch ihre ästhetische und poetische Kraft als auch ihre experimentelle Kühnheit und freche Art – was seinerzeit die Zensor:innen auf den Plan rief. Zwar genoss Landrián als Neffe von Kubas revolutionärem «Nationaldichter» Nicolás Guillén zunächst eine gewisse Narrenfreiheit und Protektion, doch schon bald schlug die Repression mit voller Härte zu: Der Regisseur wurde aus dem Filminstitut ausgeschlossen und schliesslich zwangspsychiatrisiert. Erst 1989 konnte er Kuba verlassen und starb 2003 im Exil in Miami. Der kubanische Regisseur Ernesto Daranas hat – ironischerweise mit Hilfe des ICAIC – einige der in Vergessenheit geratenen Filme Landriáns restaurieren lassen und verwebt in seinem eindrücklichen Porträt Szenen daraus mit den bewegenden Zeugnissen von Gretel Alfonso, der Ehefrau des Cineasten, und seines Kameramanns Livio Delgado. «Landrián» wird so auch zu einem beeindruckenden Lehrstück über Zensur in einem totalitären System.
Mit einer kurzen Einführung durch den Autor und Kuba-Kenner Niels Walter.