Il sorpasso

IT 1962, 105 Min., DCP, I/d, ab 18 Jahren
Regie: Dino Risi
Darst.: Vittorio Gassman, Jean-Louis Trintignant, Catherine Spaak, Claudio Gora, Luciana Angiolillo, Linda Sini, Mila Stanic, Franca Polesello, Annette Stroyberg u.a.

Bruno brettert mit seinem etwas in die Jahre gekommenen Lancia Aurelia durch ein ausgestorbenes Rom. Es ist Ferragosto, die Hitze drückt; alle sind am Meer oder in den Ferien, die Läden und Bars sind geschlossen. Auf der Suche nach Zigaretten und einem Telefon lernt Bruno den schüchternen Studenten Roberto kennen und lädt ihn zu einer Spritztour in seinem Cabriolet ein. Bald zeigen sich ihre grundverschiedenen Charaktere und Temperamente: Während der hyperaktive und extrovertierte Lebemann Bruno draufgängerisch überholt («Il sorpasso» bezeichnet den Überholvorgang), ängstigt sich der introvertierte Roberto auf dem Beifahrersitz. Die zweitägige Autofahrt entlang der tyrrhenischen Küste von Rom bis Livorno ist ein sozialkritischer Bilderbogen durch die italienische Nachkriegsgesellschaft im Wirtschaftswunder-Italien und wird zur ebenso ausgelassenen wie ernüchternden Initiationsfahrt. Die temporeiche, mitreissende Tragikomödie mit ihrem beschwingten, von Jazz und Twist inspirierten Soundtrack gilt als einer der Höhepunkte der «Commedia all’italiana» – Italiens erfolgreichstes Filmgenre von Kriegsende bis in die 1970er-Jahre – und als das Hauptwerk von Regisseur Dino Risi (1916–2008), der 2002 am Filmfestival von Venedig für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Zugleich ist «Il sorpasso» das erste moderne Roadmovie. Der amerikanische Verleihtitel lautete «The Easy Life», und so wurde der Film zurInspirationsquelle für Dennis Hoppers «Easy Rider». Vittorio Gassman und Jean-Louis Trintignant brillieren als Protagonisten, die in ihrer Verschiedenheit für jede Menge zwischenmenschliche Spannungsmomente sorgen. Das Kino Xenix schreibt: «Dino Risi inszeniert seine grossartige ‹Commedia all’italiana› mit beschwingter Leichtigkeit und befeuert das Ferienabenteuer mit Tänzen auf dem Sandstrand und vor allem mit freien Jazzimprovisationen sowie unwiderstehlichen italienischen Hits der Sechzigerjahre wie etwa ‹Guarda come dondolo›. Gleichzeitig beweist er sich als feinsinniger Beobachter, der seiner emotionalen Komödie eine gute Portion satirischer Gesellschaftskritik beimischt. Nicht verpassen!»