Memoria

CO/FR/TH/DE/MX/QA/UK/CN/CH 2021, 136 Min., DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Apichatpong Weerasethakul
Darst.: Tilda Swinton, Agnes Brekke, Daniel Giménez Cacho, Juan Pablo Urrego, Elkin Díaz, Jeanne Balibar, Constanza Gutierrez, Jerónimo Barón, Aída Morales, Daniel Toro u.a.

Es beginnt mit einem mysteriösen, dumpfen Knall, der die in Kolumbien lebende, schottische Botanikerin Jessica in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf schreckt. «Wie ein Grollen aus dem Innersten der Erde», wird sie das bedrohliche Geräusch später beschreiben, das sie seither verfolgt – und das niemand ausser ihr wahrzunehmen scheint. Geplagt von schlaflosen Nächten entschliesst sie sich, dessen Ursprung auf den Grund zu gehen. Zusammen mit einem jungen Sounddesigner versucht sie, den seltsamen Urton an seinem Mischpult künstlich nachzubilden. Sie freundet sich mit der Archäologin Agnès an, die an 6000 Jahre alten menschlichen Überresten forscht, die beim Bau eines Tunnels entdeckt wurden, und besucht sie an ihrer Ausgrabungsstätte. Eine noch tief verborgene Ahnung, woher das Geräusch rühren könnte, reift langsam in Jessica heran … Apichatpong Weerasethakul, der thailändische Meister des Traum- und Geisterkinos, schickt Tilda Swinton auf eine somnambule Reise durch den kolumbianischen Dschungel, kratzt am Tor von Kolumbiens Vergangenheit und beschwört Ahnungen der kolonialen Historie herauf. «Memoria» erzählt dabei keine fassbare Geschichte, er ist vielmehr eine poetische Erforschung von Klang, Zeit und Erinnerung, ein leises Herantasten an das Land, das traditionell als Heimat des lateinamerikanischen magischen Realismus gilt. Patrick Seyboth schreibt in epd Film: «Wie ein Gedicht stösst der Film durch einzelne, oft beiläufig ins Spiel gebrachte Motive Assoziationen an, ohne sie auszubuchstabieren. Es geht um Substanzielles: um die Fähigkeit, subjektive Eindrücke mit anderen Menschen zu teilen, um Gedächtnis und Geschichte und natürlich um Schlaf, um Träume und den traumlosen Schlaf namens Tod. Die vieldeutige Reise führt immer weiter ins Rätselhafte, um am Ende plötzlich bei einer – nicht weniger rätselhaften – Klarheit anzulangen. Und spätestens dann beweist Weerasethakul einen entwaffnenden Sinn für Humor, der aber den Ernst und das Geheimnis des Vorangegangen nicht aufhebt. ‹Memoria› ist eine intensive, sinnliche Erfahrung, meditativ und mysteriös, ein sanftes Spiel auf der Klaviatur unseres Unbewussten, eine leise Feier der magischen Fähigkeiten des Kinos.»