Premierenfilm

Fai bei sogni

IT/FR 2016, 131 min, DCP, I/d-f
Regie: Marco Bellocchio
Darst.: Valerio Mastandrea, Bérénice Bejo, Barbara Ronchi, Guido Caprino, Fabrizio Gifuni, Dario Dal Pero, Nicolò Cabras, Emmanuelle Devos, Roberto De Francesco u.a.

Turin 1969. Der kleine Massimo ist neun, als er seine innig geliebte Mutter plötzlich verliert. Sie, die mit ihrem einzigen Kind so gerne Twist tanzte und am Fernsehen die Serie «Belphégor oder das Geheimnis des Louvre» schaute, sei an einem Herzinfarkt gestorben, erfährt Massimo von seinem Vater und den anderen Erwachsenen, die in dem düsteren grossen Haus im Zentrum der piemontesischen Metropole ein- und ausgehen. Massimo erlebt einsame und schwierige Kindheits- und Jugendjahre, später wird er Journalist und arbeitet als Redakteur bei der traditionsreichen Turiner Tageszeitung «La Stampa», hauptsächlich als Sportreporter, während der Balkankriege der 1990er zwischenzeitlich aber auch als Kriegsberichterstatter. Als er Jahre später das Haus seines Vaters räumt, kann er endlich das Geheimnis um den Tod seiner Mutter lüften. Über ein halbes Jahrhundert nachdem er mit seinem Erstling «I pugni in tasca» die Filmwelt aufrüttelte und dafür in Locarno 1965 den Silbernen Leoparden gewann, beweist Marco Bellocchio, dass er mit seinen heute 77 Jahren und einer Filmografie, die mehr als 40 Titel umfasst, nicht nur eine von Italiens lebenden Regielegenden, sondern nach wie vor einer der Bedeutendsten des Weltkinos ist. Nachdem er 2015 mit seinem vorherigen Film, dem verrätselt-spröden Kostümdrama «Sangue del mio sangue» grandios floppte, zeigt er sich nun mit «Fai bei sogni» wieder in alter Frische und Brillanz. Die vor Jahresfrist in Cannes in der Sektion «Quinzaine des réalisateurs» erstmals präsentierte Verfilmung des 2012 erschienenen gleichnamigen autobiografischen Bestsellerromans von Massimo Gramellini (2014 unter dem Titel «Träum was Schönes» bei Piper auf Deutsch erschienen) ist grosses Kino. Bellocchio greift hier mit Themen wie den Abgründen des Familienlebens, den soziopolitischen Verwerfungen im Italien der 1970er und 1980er oder der Rolle der Medien auf Elemente zurück, die bereits in einigen seiner besten, früheren Filme ebenfalls zentral waren – und schafft es in dieser vier Jahrzehnte umfassenden Saga mit grosser stilistischer Eleganz, Seelenlandschaften eines Einzelnen mit dem Lauf der Welt zu verschmelzen.

 

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