Premierenfilm

I Am Not Your Negro

FR/US 2016, 93 min, DCP, E/d
Regie: Raoul Peck
Mitw.: Samuel L. Jackson (Stimme), James Baldwin, Harry Belafonte, Marlon Brando, George W. Bush, Dick Cavett, Ray Charles, Gary Cooper, Joan Crawford u.a.

Der Schriftsteller James Baldwin (1924–1987) war eine der bedeutendsten literarischen Stimmen der USA und einer der wichtigsten Theoretiker und Aktivisten der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Baldwin, der nicht nur schwarz, sondern auch homosexuell war, flüchtete 1948 vor dem grassierenden Rassismus in den USA nach Paris, kehrte aber ein Jahrzehnt danach in sein Heimatland zurück und schloss sich dem Kampf von Bürgerrechtsaktivisten wie Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King an. Die Biografien dieser drei Leitfiguren schwarzen Bewusstseins in den USA, die alle in den 1960er-Jahren ermordet wurden, wollte Baldwin Jahre später, 1979, im Buchprojekt «Remember This House» zu einer umfassenden Geschichte der Afroamerikaner verbinden. Das Projekt blieb ein nur 30 Seiten umfassendes Fragment, das bis anhin nie veröffentlicht wurde. Der in Paris lebende haitianische Regisseur Raoul Peck hat es nun in einen schillernden essayistischen Dokumentarfilm verwandelt. In einer atemlosen Tour d’Horizon rollt er die Geschichte der Schwarzen in den USA auf und zieht ein ernüchterndes Fazit. Neben Baldwins Erzählung – gesprochen im Voice-Over von Samuel L. Jackson – verarbeitet Peck eine gewaltige Fülle von Material: Archivfotos, Nachrichten, Ausschnitte aus TV-Talk-Shows und zahlreiche Sequenzen aus Hollywood-Klassikern. Letztere reichen zeitlich von «King Kong» bis «In the Heat of the Night» und repräsentieren Schwarze oft entweder als Wilde oder als gutmütigen «Onkel Tom». Und wenn in den Nachrichtenbildern etwa die Unruhen von Watts 1965 mit jenen von Ferguson 2014 kollidieren, dann ist Vergangenheit erschreckend aktuell. Raoul Peck, der sich 2000 mit «Lumumba», dem Biopic über den 1960 ermordeten ersten Präsidenten des unabhängigen Kongo, schon einmal einer der wichtigsten Figuren der weltweiten schwarzen Emanzipationsbewegung annäherte, ist mit «I Am Not Your Negro» ein Film geglückt, der es zu Recht bis auf die Shortlist für den Oscar als Bester Dokumentarfilm schaffte. «Eine gelungene Dokumentation, die sowohl relevant als auch aktuell ist, die (…) aufwühlt und schön und zugleich hässlich ist. Baldwins Erzählung geht unter die Haut, ebenso die Bilder, die Peck mit uns teilt.» Marina Ortner, uncut.at

 

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