Premierenfilm

Double peine

CH/CA 2017, 104 min, DCP, O/d-f
Regie: Léa Pool
Mitw.: Sabin, Sharmila, Karuna, Krishna Si, Indira Ranamagar, Marie-Nicole Racine, Karolyne-Joany, Audrey-Kim, Jérôme Fournier, Carine Lavoie, Martine Flaman u.a.

Wenn eine Mutter ins Gefängnis kommt, werden ihre Kinder mitbestraft. Das kann sehr unterschiedlich aussehen, aber für die Kinder gilt immer, dass sie unter etwas leiden, das sie nicht verschuldet haben. Regisseurin Léa Pool besuchte an vier verschiedenen Orten der Welt, in Nepal, Kanada, Bolivien und den USA, solche Kinder und ihre Mütter. Ihr Dokumentarfilm zeigt vier grundlegend verschiedene Systeme, aber der Schmerz ist überall gleich. «Maman est chez le coiffeur» lautete 2008 der Titel eines der schönsten Filme der 1950 in Genf geborenen, 1975 nach Kanada ausgewanderten Léa Pool. Und war in jener fiktionalen Geschichte die abwesende Mutter nicht beim Coiffeur, sondern dauerhaft beim neuen Lebenspartner, so zeigte der Film in berührender Weise das Fehlen der Mutter bei der Entwicklung ihrer Kinder. In «Double peine», dem ersten Dokumentarfilm Léa Pools, der es bei uns ins Kino schafft, gelingt es der grossen schweizerisch-kanadischen Regisseurin, in strikt beobachtender und durchaus Distanz wahrender Weise, ein Drama von Menschen in unterschiedlichen Kulturen und ihren unterschiedlichen Umgang damit sensibel zu vermitteln. «Als Filmemacherin der 68er-Generation sowie der feministischen Bewegung kann ich angesichts der Diskriminierung durch das juristische System gegenüber Frauen nur rebellieren. Ich hatte immer grosses Interesse an der Situation von Frauen. (…) Auf der ganzen Welt gibt es eine wachsende Zahl von Frauen im Gefängnis. Diese Häftlinge werden doppelt bestraft, daher der Titel ‹Double peine›: durch die Inhaftierung aufgrund ihrer Straftat, aber auch durch den Verlust ihrer Rolle als Mutter. Wenn ein Mann ins Gefängnis geht, bleibt die Mutter meist bei den Kindern. Leider ist das in der umgekehrten Situation eher eine Ausnahme. Ich bin der Meinung, dass die Gesetze, die das Justizsystem wiederum bestimmen, den besonderen Anforderungen von Frauen im Strafvollzug nicht Rechnung tragen und noch viel weniger die Bedürfnisse von Müttern und ihren Kindern berücksichtigen und schützen. Ich hoffe, durch diesen Film die Rechte und die Interessen der Kinder zu verteidigen, die zu selten in einem Urteil berücksichtigt werden, und dies selbst dann, wenn die Inhaftierung der Mutter einen grossen Einfluss auf ihre Zukunft hat.» Léa Pool

 

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