Premierenfilm

Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf

CH 2017, 96 min, DCP, Dialekt/D/Ung/d
Regie: Erich Schmid
Mitw.: Klaus Miklós Rózsa, Olga Majumder Rózsa, Egon Rózsa-Jurinkovits, Susann Wach Rózsa, Franz Schumacher, Koni Löpfe, Peter Schneider, Agnes Hirschi u.a.

Der Fotograf Klaus Rózsa ist ein Querulant. Das ist zumindest die Überzeugung der Schweizer – und speziell der Zürcher – Polizeibehörden, die den 1954 in Ungarn geborenen Politaktivisten seit den frühen 1970er-Jahren schikaniert, verhaftet und geschlagen haben. Als Sohn eines jüdischen Vaters, der Auschwitz überlebte, war Klaus Rózsa, der mit Eltern und Schwester während des Ungarnaufstands 1956 in die Schweiz flüchtete, schon früh sensibilisiert für Ungerechtigkeit und staatliche Willkür. Das zeigte sich besonders deutlich während der Zürcher Jugendunruhen der 1980er-Jahre, als Rózsa bei Demonstrationen stets an vorderster Front präsent war und auch noch fotografierte, als den meisten seiner Kolleginnen und Kollegen die Situation längst zu brenzlig geworden war. So wurde Rózsa zum wohl besten Chronisten der Zürcher Jugendbewegung – und zahlte einen hohen Preis dafür. Erfolglos blieben zunächst auch seine Einbürgerungsversuche in die Schweiz: Dreimal wurde ihm der rote Pass verwehrt, bis es im Jahr 2000 doch noch klappen sollte. Weil ihm nach der Flucht aus seiner Heimatstadt Budapest im Jahr 1956 der ungarische Pass entzogen worden war, blieb Rózsa während Jahrzehnten staatenlos. In den Staatsschutzakten, die rekordverdächtige 4000 Seiten umfassen, heisst es über ihn: «Hält Übergriffe der Polizei in allen Einzelheiten fest und behindert dadurch die Arbeit der Polizei.» Der Zürcher Journalist und Dokumentarfilmer Erich Schmid («Bill – Das absolute Augenmass») zeichnet die Geschichte dieses so engagierten wie obsessiv um Gerechtigkeit bemühten Zeitgenossen akribisch und spannungsvoll nach. «Regisseur Schmid und Rebell Rózsa verbindet eine jahrelange Freundschaft. Schmid nennt seinen Dokumentarfilm denn auch eine ‹filmische Umarmung› – und lässt die nötige Distanz trotzdem nicht vermissen, die auch ein persönliches Porträt braucht. Filme über Fotografen sind meist deshalb sehenswert, weil sie von ihrem starken Standbildmaterial leben. Dass Erich Schmid den Aufwand nicht scheute, lange Briefe zu schreiben, um an die Bildarchive der Zürcher Polizei zu kommen, macht ‹Staatenlos› noch reizvoller. (…) Leider ja: Dem Film fehlen die Gegenstimmen des politischen Establishments, an dem Klaus Rózsa sich noch heute abarbeitet. Esther Maurer, Josef Estermann und Robert Neukomm – drei ehemalige Mitglieder der Zürcher Stadtregierung: Im Abspann werden sie als ‹Nichtauftretende› aufgeführt. Offenbar mochte niemand vor der Kamera erklären, warum Rózsa gleich dreimal die Schweizer Staatsbürgerschaft verweigert wurde.» Stefan Gubser, SRF

 

Premiere am Freitag, 7. April, in Anwesenheit des Regisseurs Erich Schmid und des Protagonisten Klaus Rózsa. Das Gespräch führt der Filmjournalist Geri Krebs.

 

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