100 Jahre Praesens-Film

Paula

DE 2016, 123 min, DCP, D
Regie: Christian Schwochow
Darst.: Carla Juri, Michael Abendroth, Joel Basman, Bella Bading, Laura Bartels, Guido Beilmann, Vera Lara Beilmann, Peter Brachschoss, Klara Deutschmann u.a.

Paula Becker ist im Jahr 1900 im provinziellen Deutschland ein absolutes Unikum: Die 24-Jährige lebt nicht nur in der Künstlerkolonie Worpswede, sondern die talentierte Malerin masst sich auch an, ganz für ihre Kunst zu leben, und lehnt alle Konventionen ab – dennoch heiratet sie schliesslich ihren Lehrer, den Maler Otto Modersohn. Doch mit 30 kommt sie zum Schluss, in ihrem Leben nichts erreicht zu haben. An diesem Tiefpunkt tut sie, was 1906 für eine Frau eigentlich undenkbar ist – sie verlässt ihren Mann und die Künstlerkolonie Worpswede, in der, anders als etwa auf Asconas Monte Verità zur gleichen Zeit, keineswegs der Geist der Gleichberechtigung wehte. Sie bricht nach Paris auf, den Hort moderner Kunst, um doch noch ihr Ziel zu erreichen: vor dem Tod drei richtig gute Bilder zu malen – und ein Kind zu gebären. Von allen Weltpremieren im vergangenen August auf Locarnos Piazza Grande war «Paula» die vielleicht grösste Überraschung und der unumstrittene Publikumsliebling. Das hatte nicht nur mit dem «Heimvorteil» zu tun, den die gebürtige Tessinerin Carla Juri, die hier als Paula Modersohn-Becker zu absoluter Hochform aufläuft, in ihrem Heimatkanton hat. «‹Paula› fährt alles auf, was ein Künstlerfilm bieten kann. Er zeigt die Entstehung von Bildern, (…) stellt romantische Nebelwiesen nach, kadriert die Moorlandschaft (…). Aber Schwochow tut das mit spielerischem Ernst, mit eingebautem Grinsen, mit leisem Spott manchmal. So, wie Paula malt: Mit heftigen Pinselschlägen, absoluter Entschlossenheit auf der Leinwand und gleichzeitiger Verspieltheit in der Situation. (…) Und selbst die wenigen Szenen durchgepeitschter Kunstgeschichte wirken nicht angestrengt, sondern (…) sind ein spöttisches, liebevolles Orgeln auf der Traditions-Klaviatur des Künstlerfilms. Überhaupt ist das die grosse Stärke des Films: Er ist romantisch, ohne zu romantisieren. Er ist dramatisch ohne Drama, er bringt Szene für Szene mit Lust, Zuversicht und einem selbstironischen Lächeln. Carla Juri lässt ihre Paula manchmal unvermittelt kippen, einmal sogar richtig ins Bösartige, ganz überraschend.» sennhausersfilmblog.ch

 

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