Prädikat: Besonders schädlich! Die DEFA-Verbotsfilme

Denk bloss nicht, ich heule

DDR 1965, 91 min, DCP, D
Regie: Frank Vogel
Darst.: Peter Reusse, Anne-Kathrein Kretzschmar, Hans Hardt-Hardtloff, Jutta Hoffmann, Helga Göring, Harry Hindemith, Herbert Köfer u.a.

Der siebzehnjährige Peter Naumann ist das schwarze Schaf am Gymnasium – ein Rebell, der weder lügen noch heucheln mag und mit seinen provokativen Scherzen überall aneckt. Als er kurz vor dem Abitur in einem Aufsatz die Republik grundlegend in Frage stellt, fliegt er von der Schule. Nach dem Tod des Vaters hat er zwar Geld, aber keine Zukunftsperspektiven. Durch seine radikale Haltung wird er immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt, einzig seine neue Freundin Anne hält zu ihm. Peter zieht zu ihr aufs Land und erklärt sich bereit, das Abitur autodidaktisch nachzuholen. Doch Konflikte mit Annes Vater, einem grimmigen Parteiveteran und Vorsitzenden einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, sind programmiert … Es verwundert nicht, dass «Denk bloss nicht, ich heule» durch seine Kompromisslosigkeit zum kulturpolitischen Präzedenzfall wurde. Schon der vehemente Einstieg in den Film provozierte die herrschende Ideologie. Regisseur Frank Vogel wählte als Schauplatz Weimar, wegen der «miefigen Provinzatmosphäre» und weil es «ein Ort ist, wo deutsche Geschichte geradezu gebündelt vorhanden war», durch die Nähe von Goethe-Haus und dem KZ Buchenwald. Eine der stärksten – und vom Plenum am schärfsten kritisierten Szenen – zeigt Peter und Anne beim Spaziergang durch die Gedenkstätte des KZ Buchenwald – ein Meisterstück von Kameramann Günter Ost, dessen Karriere beim Film damit jäh beendet wurde. «Ein formal aussergewöhnlich dichter, hervorragend gespielter Film, der ebenso kritisch wie ambitioniert zur Diskussion über die Bedeutung des einzelnen in einer sozialistischen Gesellschaft herausfordert. Seine Argumente zur Überwindung eines menschlichen Niemandslandes sind ungebrochen aktuell und fernab ideologischer Färbung: Es geht um Respekt, Toleranz und die Notwendigkeit, einander zuzuhören und miteinander zu reden.» Lexikon des internationalen Films

 

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