Premierenfilm

Cahier africain

CH/DE/CG 2016, 119 min, DCP, O/d
Regie: Heidi Specogna
Mitw.: Amzine, Fane, Arlette u.a.

Während einer Recherchereise in der Zentralafrikanischen Republik stösst Heidi Specogna 2008 zufällig auf ein Schulheft. Das Heft enthält Fotos und Zeugenaussagen von 300 Frauen, die 2002 von Rebellen aus dem Kongo vergewaltigt worden waren – ein Beweisstück, das Ausgangspunkt einer siebenjährigen Langzeitbeobachtung wird und schliesslich in einer spektakulären Aktion seinen Weg zum Internationalen Gerichtshof in Den Haag findet. Gleichzeitig folgt Heidi Specogna den Wegen dreier Frauen: Amzine, einer jungen Muslimin, und deren 12-jähriger Tochter Fane sowie Arlette, einem christlichen Mädchen, dessen Knie von den Rebellen zerschossen wurde. Das zunächst geplante Projekt, die Frauen auf dem Weg zurück in eine Art Normalität zu begleiten, verändert sich, als erneut islamische und christliche Milizen plündernd und mordend durchs Land ziehen. Wieder müssen Amzine, Fane und Arlette fliehen, nachdem sie sich doch eben erst ein Stück Stabilität und Sicherheit erarbeitet hatten. «Cahier africain», im August 2016 in der Sektion «Semaine de la critique» am Filmfestival von Locarno uraufgeführt und mit einem der Hauptpreise am Filmfestival Leipzig ausgezeichnet, ist nach «Carte blanche» (2011) und «Esther und die Geister» (2012) Heidi Specognas dritter Film über die Kriege in der Zentralafrikanischen Republik, einem zerfallenden Land, das von weiteren prekären oder scheiternden Staaten umgeben ist: Südsudan, Tschad und Kongo. «Die langfristige Präsenz Specognas in der Region lässt den Film zu einem herausragenden Beispiel dokumentarischen Arbeitens werden. (…) Und anders als aktuelle Krisenberichterstattung ist er auch ein Exempel höchst gelungener Gestaltung und erzählerischer Komposition: Es sind in der Regel musikalisch unterlegte Szenen von weiblicher Intimität (nach dem Tod eines Verwandten), dann aber auch ein grosser, panischer Aufbruch der Muslime, als eine neue christliche Miliz wieder einmal beginnt, Quartiere zu ‹säubern›. Arlette bleibt in dieser Szene zurück. Ihr Knie bricht wieder auf. Zeit heilt alle Wunden, damit sie immer wieder neue aus alten schlagen kann. ‹Cahier africain› erzählt von dieser unheimlichen Zeit in einem grossen Menschheitsdokument.» Bert Rebhandl, FAZ

 

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