Premierenfilm

Unerhört jenisch

CH 2017, 92 min, DCP, Dialekt
Regie: Karoline Arn, Martina Rieder
Mitw.: Stephan und Erich Eicher; Patrick, Martin, Klarissa und Ottilia Waser, Luisa und Urs Moser, Goran Bregović u.a.

Stephan Eicher hatte schon immer geahnt, dass er jenische Vorfahren hat, ist diesem Umstand aber nie genau nachgegangen. Zusammen mit seinem Bruder, dem in Bern lebenden Anwalt Erich Eicher, der in seiner Freizeit ebenfalls musiziert (u.a. in der Formation AlpTon), macht er sich auf die Suche nach seinen musikalischen und familiären Wurzeln. Dabei ist es Erich Eicher, der Quellen und Stammbäume in Archiven durchforstet und zu überraschenden Resultaten kommt: Ihre Urgrossmutter war eine geborene Moser aus der Bündner Gemeinde Vaz/Obervaz. Deren Mutter wiederum war eine Waser mit Verwandtschaftslinien zum berühmten Fränzli Waser, dem blinden Geiger der legendären Fränzlis, einer Formation, die mithin als Inbegriff schweizerischer Volksmusiktradition gilt. Von da ausgehend treffen die Gebrüder Eicher auf immer neue familiäre und musikalische Zusammenhänge. Schätzungsweise 30’000 Schweizerinnen und Schweizer sind Jenische. Sie sind Nachfahren oder Angehörige von meist fahrenden Bevölkerungsgruppen in Europa, die im 20. Jahrhundert besonders hart drangsaliert wurden; von den Nazis wurden sie in KZs verschleppt, in der Schweiz gab es von 1926 bis 1973 das berüchtigte Hilfswerk «Kinder der Landstrasse». Die beiden aus Bern stammenden Dokumentarfilmerinnen Karoline Arn und Martina Rieder hatten sich bereits 2010 in «Jung und jenisch» den Fahrenden in der Schweiz angenähert und dabei einiges von dieser Welt vermittelt, die den Sesshaften sonst verschlossen bleibt. «Unerhört jenisch» hat nun mit Stephan Eicher einen Türöffner in diese Welt. Durch die Mitwirkung Erich Eichers wird zudem eine Dimension eröffnet, die den Film zum bewegenden Dokument über ein verdrängtes Kapitel jüngerer Schweizer Sozialgeschichte macht. «Eine im Grunde längst fällige Hommage an die Kultur jener Musikanten, die in Graubünden und anderswo seit Jahrhunderten mit dem ‹richtigen Zupf› für Tanzstimmung sorgen, (…) ein stimmig gemachter Film über die schönen wie die grausamen Seiten der jenischen Kulturgeschichte.» Mathias Balzer, Südostschweiz

 

Premiere am Samstag, 4. Februar, 18.30 Uhr in Anwesenheit der Regisseurinnen Karoline Arn und Martina Rieder, von Erich Eicher und den Bündner Spitzbueba.

 

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