Premierenfilm

Das Mädchen vom Änziloch

CH 2016, 87 min, DCP, Dialekt
Regie: Alice Schmid
Darst.: Laura Röösli, Thom Straumann u.a.

Das Änziloch ist ein 200 Meter tiefer Talkessel im luzernischen Entlebuch auf dem Gebiet der Gemeinde Romoos. Hier am Fusse der Stächeleggflue in einer imposanten Felsenschlucht entspringt der Fluss Kleine Fontanne. Seit dem Mittelalter ist das Änziloch Inbegriff eines verlassenen Ortes, umrankt von Mythen und Sagen. Eine davon geht so: Ein Bauernmädchen wollte einst nach einem schweren Gewitter seinem Vater nicht helfen, schwere Steine von einer oberhalb des Änzilochs gelegenen Schafweide wegzuräumen, nahm stattdessen einen der Steine und schmiss ihn Richtung Änziloch. Der Stein traf aber den Vater, worauf ein Blitz das Mädchen in das Loch hinunterschleuderte, wo es seither als Geist umherirrt. Diese gruselige Geschichte erzählt die 12-jährige Laura, ein Bauernmädchen, das zupacken kann, dem fasziniert zuhörenden gleichaltrigen Thom, einem Jungen aus der Stadt. Laura ist das Kind einer grossen Bauernfamilie auf einem abgelegenen Hof weit ausserhalb von Romoos, und Thom ist für einen Landdiensteinsatz auf den Hof gekommen. Laura hatte ihrem Tagebuch anvertraut, dass sie sich etwas einsam fühle und gerne einen Freund hätte, «nur zum Reden». Die aus Luzern stammende Regisseurin Alice Schmid feierte vor fünf Jahren mit «Die Kinder vom Napf» einen Riesenerfolg; der sensible Dokumentarfilm über ein Jahr im Leben von 50 Bergbauernkindern im Luzerner Hinterland mit ihrem kilometerlangen Schulweg erreichte ein Massenpublikum wie kein anderer Film über die ländliche Schweiz. Stand in jenem Film die Beobachtung eines Kollektivs im Wandel der Jahreszeiten im Zentrum, geht es nun in «Das Mädchen vom Änziloch» ganz um ein Individuum, die zwölfjährige Laura Larissa Röösli, die die Regisseurin einen Sommer lang mit der Kamera begleitet. Dabei gehen Beobachtung und Dokumentation immer wieder haarscharf an die Grenze zur Fiktion und bisweilen auch darüber. «Das Mädchen vom Änziloch» ist poetische Coming-of-Age-Geschichte, dokumentarischer Gruselfilm und Studie über bäuerliches Leben gleichermassen. Wer geglaubt hatte, in der ländlichen Schweiz sei mittlerweile alles schon einmal gefilmt worden, wird hier eines Besseren belehrt mit Naturaufnahmen, die in ihrer poetischen Schönheit ihresgleichen suchen.  

 

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