Batushas Haus
Regie: Tino Glimmann, Jan Gollob
Mitw.: Kadri Batusha u.a.
Seit seiner Rückkehr aus der Schweiz baut der Kosovare Kadri Batusha ohne Baubewilligung und Masterplan an seinem Haus in den Hügeln von Priština. In mehr als zwölf Jahren entstand ein wuchernder Baukomplex mit bisher mehr als 100 fertiggestellten Wohnungen, in denen über 300 Menschen leben. Mit all seinen Türmen, Treppen und Gängen bildet diese ewige Baustelle die Komplexität des Zusammenlebens ab, aber auch Batushas Biografie. Geprägt vom Unabhängigkeitskampf – er war aktives Mitglied der UÇK – landete er im Gefängnis und flüchtete 1991 bei Kriegsausbruch in die Schweiz. 2011 reisten die beiden Schweizer Architekten Tino Glimmann und Jan Gollob nach Priština, um einen Dokumentarfilm über die Architektur der Rückkehrer zu drehen, da die neuen Vororte kosovarischer Städte auffällig an Stadtquartiere in Skandinavien oder der Schweiz erinnern. «Die Rückkehrer aus dem Exil kehrten nicht unverändert auf den Balkan zurück. Sie haben Eindrücke in ihre Heimat mitgenommen, die sich nun in ihrer Baukultur äussern», erzählt Jan Gollob. Da es im seit 2008 unabhängigen Kosovo keine Baugesetze gibt, weder Zonen- noch Richtpläne und praktisch auch keine ausgebildeten Architekten oder Ingenieure, holt sich, wer bauen will, die Informationen auf informellem Weg und kauft sich das Material im Baumarkt. So baut auch Batusha, der als Asylbewerber in der Zürcher Gemeinde Hinwil auf dem Bau arbeitete, sein Haus nach seinen eigenen Vorstellungen von Schweizer Standard. Er verfolgt sein Projekt mit Herzblut, seine gigantische Baustelle ist für ihn auch eine Analogie zum Befreiungskampf seines Volkes. «Die Bewohner von Batushas Haus bringen noch weitere Facetten (…) ans Licht. Jan Gollob und Tino Glimmann führen uns zu einer Begegnung mit jenen, die das Leben in diesem verrückten Labyrinth gewählt haben, das dem Xanadu aus ‹Citizen Kane› abgeschaut sein könnte und hier zu einer Metapher einer jungen anarchistischen Nation wird.» Emmanuel Chicon, Visions du Réel
Die Architekten Tino Glimmann und Jan Gollob führen in die Vorstellung vom 21. Februar, 20 Uhr, ein. Die Architekturfilmreihe findet in Zusammenarbeit mit dem Architektur Forum Ostschweiz statt.